© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Umwelt
Freiburger Hitze
Volker Kempf

Freiburg gilt in Sachen Umwelt als besonders ehrgeizig. Das gehört zum Image der grün regierten Stadt im Breisgau, die sich passend „Green City“ nennt. So soll etwa bis 2030 40 Prozent weniger Kohlendioxid emittiert werden als 1992. Auch wenn das gelingt, der meßbare Abkühlungseffekt bleibt für die Freiburger im theoretischen Bereich. Damit soll nichts gegen globale Verantwortung gesagt werden, aber es gibt auch eine lokale Verantwortung. Konkret spürbar werden bauliche Maßnahmen in Freiburg, die das Stadtklima aufheizen. Dies wird in Kauf genommen. Das verstehe, wer will. Gemeint ist die Umgestaltung des alten Synagogenplatzes, der sich zwischen Universität und Theater unweit des Hauptbahnhofes befindet. Zur Aufheizung dieses Platzes im Herzen Freiburgs wird sowohl die Granitoberfläche führen als auch der geringe Baumbestand zur Mitte des Areals hin.

Schaut man sich die Graphiken zur Platz-Neugestaltung an, ist nicht einmal ersichtlich, ob die eingeplanten Bäume soviel unversiegelte Flächen zur Verfügung haben werden wie die Baumkronen einmal an Fläche überspannen sollen. Das aber empfiehlt sich als Voraussetzung für gesunde Bäume. Überregionale Medien haben diese Platz-Neugestaltung schon als Provinzposse aufgegriffen. Übersehen wurde in diesem Zusammenhang allerdings meist, daß es kühles Naß geben wird, nämlich an der Stelle, an der die alte Synagoge einst stand – und zwar in genau ihren Umrissen. Wird der Platz wie vorhergesagt zum Hitzeplatz, wird die Verlockung, sich im kühlen Naß abzukühlen, groß sein. Wahrscheinlich geht Freiburg schon vor der großen vorhergesagten Weltklimaerwärmung baden, zumindest hier. So bleibt diese Stadt vor allem eines: eine Vorreiterin im Umgang mit der zunehmenden Hitze und wie man sie besser nicht künstlich heraufbeschwören sollte.

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