© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Die Bibel im Fernsehen
Der christliche Spartenkanal Bibel TV wird zehn Jahre alt / 42.000 Spender finanzieren Vollprogramm
Thorsten Brückner

Die Bibel ins Fernsehen bringen: Mit diesem Ziel rief Verleger Norman Rentrop vor zehn Jahren den christlichen Spartensender Bibel TV ins Leben. Im Gegensatz zu manch anderen Sendern, die zur Zeit des digitalen Aufbruchs Anfang des letzten Jahrzehnts gegründet wurden, und von denen viele inzwischen von der Bildfläche verschwunden sind, können Bibel TV und sein Geschäftsführer, der frühere MDR-Programmdirektor Henning Röhl, am kommenden Samstag bei einem ökumenischen Dankgottesdienst in Hamburg auf die erste Dekade ihres Bestehens zurückblicken.

Die Vision Rentrops ist dabei noch heute das Erfolgskonzept des Senders: seine Überkonfessionalität. Von Beginn an war es Rentrops Anliegen, Auseinandersetzungen um die theologische Ausrichtung zu vermeiden und allein Jesus Christus und die Bibel in den Mittelpunkt zu stellen. Obwohl er bis heute die Anteilsmehrheit am Sender hält, holte er gleich zu Beginn neben der evangelischen Landeskirche und der katholischen Kirche auch die Freikirchen für sein Projekt mit ins Boot.

Dies spiegelt sich auch in der Programmvielfalt des Senders wider. Anders als bei der konfessionsgebundenen Konkurrenz von ERF und K-TV finden sich bei Bibel TV neben Sendungen, die von der EKD produziert werden, auch katholische und freikirchliche Formate wie der Club 700, der auf dem Sender an sechs Wochentagen Dokumentationen zeigt.

In Zeiten, in denen der Drang nach ökumenischer Gleichmacherei immer größer wird, überzeugt Bibel TV durch ebenjene Vielfalt. Gerade durch das freikirchliche, bibeltreue Element macht sich der Sender jedoch auch angreifbar für „politisch korrekte“ Attacken. Als 2010 der amerikanische Fernsehprediger Charles Stanley in seiner auf Bibel TV ausgestrahlten Sendung „In touch“ christliche Eltern dazu aufforderte ihr Kind nicht mit der Hand, sondern mit der Rute zu züchtigen, war dies für den NDR willkommener Anlaß zu einem Rundumschlag gegen Evangelikale. Unter dem Titel „Kinder schlagen im Namen Gottes“ griff der NDR auch die Redaktion von Bibel TV an. Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track gab sich „völlig entsetzt“ und mahnte, genauer hinzusehen, denn „nicht alles was in der Bibel stehe, sei auch biblisch angemessen“. Bibel TV entschuldigte sich prompt.

Mit seinem Programm spricht der Sender alle Altersgruppen an. Kinderprogramme wie „Superbuch“ bereiten biblische Geschichten kindgerecht auf und sollen bei den Kleinen eine Faszination für Gottes Wort wecken. Andere Kindersendungen wie „Timmy geht zur Schule“ vermitteln christliche Werte wie Freundschaft, Liebe und Familienzusammenhalt und geben Eltern ein gutes Gefühl, ihre Kinder auch mal eine Weile unbeaufsichtigt vor dem Fernseher sitzen zu lassen.

Höhepunkte im Programm sind neben der beliebten amerikanischen Gospelsendung „Homecoming“ vor allem die meistens am Freitag- und Samstagabend laufenden Bibelfilme beziehungsweise christlichen Spielfilme. Diese sind gerade für Menschen, die sonst nicht auf den Gedanken kämen, sich mit Glaubensfragen zu beschäftigen, ein guter Einstieg, um über Gott nachzudenken.

Im kommenden Jahr wird Röhl den Führungsstab an den bereits gewählten bisherigen Fundraising-Leiter Matthias Brender übergeben. In einem Interview mit dem hauseigenen Programmheft bezeichnete Brender vor allem die Herausforderung, Bibel TV in ein neues Medienzeitalter zu führen, als seine wichtigste Aufgabe. Derzeit ist Bibel TV über Satellit, DVB-T-Antenne sowie mancherorts im Kabelfernsehen zu empfangen. Im Internet kann das Programm über die Fernsehplattform zattoo.com gesehen werden. Auf der sendereigenen Homepage bibeltv.de gibt es einen Livestream, auf dem aber aus rechtlichen Gründen nicht alle Sendungen ausgestrahlt werden können. Zudem verfügt die Netzseite über eine reichhaltige Mediathek, auf der Sendungen kostenfrei abgerufen werden können. Der Kanal bleibt dabei auch weiterhin auf Unterstützung seiner Zuschauer angewiesen. Unter dem Motto, „Weitersagen. Beten. Spenden.“ hat Bibel TV bereits 42.000 regelmäßige Spender gewinnen können, die im vergangenen Jahr über 85 Prozent des Jahresetats von 8,6 Millionen bereitgestellt haben. Auch wegen des spärlichen Jahresbudgets arbeitet der Sender mit extrem niedrigem Personalaufwand – nur etwa 35 Mitarbeiter sind für die Betriebsabläufe verantwortlich.

www.bibeltv.de

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