© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Münster hat sich gegen Hindenburgplatz entschieden
Nicht entmutigen lassen
Christian Schwießelmann

Kopf hoch!“ möchte man jenen Münsteranern zurufen, die mit ihrer Bürgerinitiative „Ein vertrautes Stück Heimat: Hier sind wir zu Hause“ vergeblich gegen die Umbenennung ihres Hindenburgplatzes gekämpft haben. Respektable 38.801 Mitbürger konnten sie am Ende überzeugen, daß es töricht ist, seinen geschichtspolitischen Furor am zweiten Staatsoberhaupt der ersten deutschen Republik abzuarbeiten. Ihre Erklärung, das Ergebnis der Volksabstimmung akzeptieren zu wollen, weist sie als faire Verlierer aus. Sie sollten sich nicht entmutigen lassen. Was in Münster nicht gelang, glückt vielleicht anderenorts, so wie beispielsweise in Greifswald, Essen oder Braunschweig.

Den greisen Feldmarschall stürzte kein Dolchstoß vom Sockel, sondern eine geschichtsvergessene Allianz rückgratloser Ratsherren, engstirniger Experten, desinteressierter Bürger und ungebildeter Juso- und Antifa-Jünglinge, die das Leben des preußischen Militärs auf Pickelhaube und Steigbügel reduzierten und die historischen Zwänge seiner Zeit ausblendeten.

Um wieviel größer als die selbstgerechten Schilderstürmer war der verunglimpfte Monarchist, der von sich sagte: „Als Mensch habe ich gedacht, gehandelt und geirrt. Maßgebend in meinem Leben und Tun war für mich nicht der Beifall der Welt, sondern die eigene Überzeugung, die Pflicht und das Gewissen.“

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