© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Leserbriefe

Zu: „Toleranz wird nicht gewährt“ von Thorsten Hinz, JF 37/12

Vor der Pflicht kommt der Zweifel

Zu Ihrem Artikel fällt mir die Aussage ein: „Ich habe nichts gegen Homosexuelle, solange es nicht Pflicht für alle wird.“ Am zweiten Teil dieser Feststellung kommen mir inzwischen Zweifel.

Dr.-Ing. Karl J. Benecke, Krefeld

 

 

Zu: „Wieder auf dem Treck“ von Christian Schwießelmann, JF 37/12

Die Verhöhnung ist die Krönung

Wir Ostdeutschen haben einen hohen Preis bezahlt, und als Krönung wagt man auch noch, uns zu verhöhnen. Die Kirche macht da leider keine Ausnahme.

Gertrud Bell, Neunkirchen

 

 

Zu: „Lautlose Sprengungen“ von Michael Paulwitz, JF 37/12

Spätstalinistischer Politikstil

Was Frau Höhler respektive Ihr Rezensent noch schärfer hätte herausarbeiten können, ist der erkennbare Umstand, daß Frau Merkel geistig eigentlich nie wirklich in der CDU angekommen ist. Ihr Werdegang zeigt: Widersacher, Abweichler und Konkurrenten werden je nach Lage unterschiedlich „entsorgt“. Die von ihr exekutierte Personalauswahl sieht aus wie der spätstalinistische Politikstil.

Hermann Schubart, Marburg

 

 

Zu: „Wie Martin Walser sich ins Gespräch bringt“, JF 37/12

Wo ist der Schuster nur hin?

Martin Walser mag ein guter Schriftsteller sein, hat aber von der Finanzwirtschaft keine Ahnung. Die ganze Euro-Angelegenheit ist so etwas von verwickelt, daß nicht einmal anerkannte Experten noch wissen, wie man aus diesem Schlamassel herauskommt. Ich würde Herrn Walser raten: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Peter Schlosser, Salzweg

 

 

Zu: „Papier ist geduldig“ von Thorsten Hinz, JF 36/12

Bundesweiter Steuerstreik

Um dem Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken, sollten möglichst viele Bürger öffentlich klarstellen, daß sie der Bundestag nicht vertritt – siehe ESM. Statt der Gründung einer neuen Partei schlage ich einen massiven bundesweiten Steuerstreik gemäß Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz vor, da keine andere Abhilfe möglich ist.

Claus Plantiko, Bonn

 

 

Zu: „Lobby in Richterrobe“ von Michael Paulwitz, JF 36/12

Auslöser für Einwanderungswelle

Dieses Urteil des Stuttgarter Verwaltungsgerichts trägt – zusammen mit den ebenfalls von deutschen Richtern erzwungenen höheren Bargeldzahlungen an Zuwanderer – dazu bei, noch größere Einwanderungswellen nach Deutschland auszulösen. Zu Recht rügt die JUNGE FREIHEIT dieses Urteil. Es scheint mittlerweile, daß in unserem Land in Zuwanderungsfragen meist nicht mehr die Behörden und bestehende Gesetze, sondern die Asyl-Lobby ausschlaggebend ist. Dementsprechend könnten wir uns die immensen Kosten der Asylbehörden und Asylüberprüfungen sparen.

Wolfgang Röckelein, Eching b. München

 

Ausartung auf deutsche Kosten

Die Schöpfer unseres Grundgesetzes, die in guter Absicht jenen Paragraphen zur Aufnahme politisch Verfolgter einführten, dürften dabei an einzelne Personen gedacht haben, niemals aber an die Ausartung zu einem Massenphänomen auf Kosten des deutschen Steuerzahlers. Die „Gutmenschen“, die für die Aufnahme aller, die an unsere Tür klopfen, plädieren, mögen doch mit gutem Beispiel vorangehen und nur je einen Bewerber bei sich zu Hause aufnehmen, ernähren und, wenn er krank wird, die anfallenden Kosten bezahlen. Mit einem Kongolesen zum Beispiel ließe sich auch glänzend demonstrieren, jeglichem „Rassismus“ fernzustehen.

Karl Wagner, Dettelbach

 

 

Zu: „Diplomatie für das Alibi“ von Stefan Scheil, JF 36/12

Mehr geboten als in Weimar

Zu der hervorragenden Darstellung sind einige Anmerkungen zu machen: Die deutsche Regierung schien ernsthaft an einer Verbesserung der Beziehungen mit Polen interessiert. Andernfalls wäre kaum der für die Dauer von 25 Jahren vorgesehene Friedens- und Freundschaftsvertrag am 26. Januar 1934 abgeschlossen worden. Der Wunsch zur Verbesserung der Beziehungen war auch in dem ausdrücklichen Verzicht auf die dem Reich 1919 entrissenen westpreußischen Gebiete zu sehen. Keine Regierung der Weimarer Republik hätte sich einen solchen Verzicht erlauben können.

Der Ostexperte Freiherr von Richthofen, perfekt Polnisch sprechend und kritischer Beobachter der polnischen Presse, wies in einem Vortrag Mitte der siebziger Jahre vor dem Arbeitskreis Preußen in Bonn auf eine Versammlung polnischer Reserveoffiziere am 15. März 1939 hin, auf der der polnische Oberbefehlshaber Rydz-Śmigly erklärt habe, Polen wolle den Krieg und werde Deutschland dazu zwingen. Dabei sei auf eine Karte gezeigt worden, auf der die polnische Grenze kurz vor Berlin verlief.

Scheil weist auf Englands Garantie zur militärischen Unterstützung Polens im Konfliktfall hin, wobei keineswegs die Absicht bestanden habe, dieses Versprechen einzulösen. Der polnische Staatspräsident Mościcki hat in seinem rumänischen Exil erklärt, Polen habe schließlich die Bedingungen Deutschlands annehmen wollen, sei aber von England daran gehindert worden. Weil seine Minister mit englischer Hilfe rechneten, hätten sie es schließlich zum Kriege kommen lassen. Die Authentizität dieser Äußerung wurde am 23. Oktober 1939 durch das Auswärtige Amt bestätigt.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

 

Zu: „Grauzonen des Verrats“ von Herbert Ammon, JF 36/12

Es waren dennoch edle Motive

Als junger Mann bewunderte ich die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ uneingeschränkt. Das änderte sich, nachdem ich näheres über die Aktivitäten von Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack erfuhr. Oberleutnant Schulze-Boysen und Oberregierungsrat Arvid Harnack gaben kriegswichtige Informationen an die Sowjetunion weiter. Das war zweifellos Landesverrat. Dabei befanden sich die Widerständler im Zwiespalt, einerseits dem NS-Regime und andererseits ihren Landsleuten an der Front und in der Heimat zu schaden. Dennoch: Sie waren von edlen Motiven bewegt und gaben ihr Leben für Deutschland.

Günter Wegner, Schwerin

 

 

Zur Meldung: „München 1972: Naivität politisch Verantwortlicher“, JF 36/12

Heute wie früher: Unruhe stiften

Der bis heute mystifizierte Hintergrund des Attentats ist ohne die Aktivitäten der amerikanischen und israelischen Geheimdienste CIA und Mossad, deren „agents provocateurs“ 1972 den Aufstand in Jordanien auslösten, nicht zu erklären.

Aus dessen brutaler Niederschlagung entstand die Terrorgruppe „Schwarzer September“, die den Anschlag auf die israelischen Sportler in München verübt hat. Auch damals ging es um das systematische Generieren von Unruhen und Aufständen in Staaten, die sich wie Jordanien, später Ägypten, heute Libyen, Syrien mit der Option Iran dem politischen Kalkül der Globalisierer widersetzen.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Stolzes Flandern“, JF 35/12

Belgien ist Europa im Kleinformat

Man kann daraus lernen, daß künstliche Staatsgebilde verfallen, wenn sie kulturell und in der Wirtschaftskraft zu unterschiedlich sind und wenn es keine emotionale Kraft gibt, die alles zusammenhält. Belgien ist ein Menetekel, aber niemand will die Zeichen an der Wand erkennen. Es ist Europa im Kleinformat.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

Heimreise mit Wehmut

Die Idee, den Flamen in Ihrer Muttersprache einmal überparteilich zu signalisieren, daß wir Deutschen Ihr Streben nach Unabhängigkeit und nationaler Selbstbehauptung positiv vernehmen, entspricht dem nötigen Respekt, den diese Volksgruppe verdient. Obwohl es nicht meine erste Ijzerbedevaart / Ijzerwake war, habe ich mich besonders durch Ihre Berichterstattung hierüber inspirieren lassen und mich nach Steenstrate bei Ypern in Westflandern aufgemacht.

Erlebt habe ich Menschen, die sich über ihre völkische Identität definieren und deren Stolz und Zusammengehörigkeitsgefühl weit spürbar ist. Hier treten mehrere Generationen ganz selbstverständlich für ein Europa der Vaterländer und das Recht auf nationale Selbstbestimmung ein. Der hemmungslose und freie Umgang mit nationaler Symbolik und die Herzenslust am Vortragen flämischen Liedguts sind dabei völlig selbstverständlich.

So schön und beeindruckend die Veranstaltung war, bin ich doch mit sehr viel Wehmut abgereist – zurück in ein Land, dem all diese Freude an der eigenen Kultur und Herkunft abhanden gekommen zu sein scheint. Hier herrscht Lethargie, während im Nachbarland der flämische Löwe brüllt!

Alexander Petereit, Köln

 

 

Zu: „‘Sie verstehen es nicht’“ von Ronald Berthold, JF 35/12

Nicht die Medien, die Redakteure

Ihr Bericht über den Niedergang der Tageszeitungen hat mich nicht erstaunt. Wenn bereits bei Mini-Abos Geschenke gemacht werden, weiß man, wie es aussieht. Nicht das Fernsehen oder die anderen Medien sind am Auflagenverlust schuld, sondern die Redakteure der Zeitungen. Wer von denen hat denn noch den Mut, die Themen weiterzuverfolgen? Es wird doch zumeist nur ein Thema in die Welt gesetzt und dann noch mit gewissen Worten das „Feuer angeheizt!“ Das war es dann.

Jürgen Elsaß, Lörrach

 

 

Zu: „Vom Handelsneid eines Imperiums“ von Dag Krienen, JF 35/12

Revision ausgerechnet 1989

Der Beitrag behauptet, es ließe sich eine maßgebliche Rolle wirtschaftlicher Motive bei der britischen Entscheidung zum Kriegseintritt 1914 nicht nachweisen. Ganz anders sehen das offenbar die Briten selbst, wie der britische Sunday Correspondent am 16. September 1989 beweist: „Wir müssen jetzt ehrlich über die deutsche Frage sein, so unbequem sie auch für die Deutschen, für unsere internationalen Partner und für uns selbst sein mag. (...) Die Frage bleibt in der Essenz die gleiche. Nicht, wie wir es verhindern, daß deutsche Panzer über die Oder oder die Marne rollen, sondern wie Europa mit einem Volk fertig wird, dessen Zahl, Talent und Effizienz es zu einer regionalen Supermacht werden läßt. Wir sind 1939 nicht in den Krieg eingetreten, um Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz oder den Kontinent vor dem Faschismus zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund in den Krieg eingetreten, daß wir eine deutsche Vorherrschaft in Europa nicht akzeptieren konnten!“

Heidi Körmer, München

 

Eine historische Kontinuität

Dieser Artikel zeigt mit den anderen („Vorsprung durch Technik“, „Der Kaufladen der Welt“ und „Deutsch hat einen guten Ruf“) eine historische Kontinuität auf. Wie damals scheint man auch heute im Wirtschaftsbereich der EU zu agieren, wenn etwa versucht wird, den Begriff „Made in Germany“ abzuschaffen. Der „Kaufmannsladen“ Deutschland überzeugt aber auch heute.

Günter Algner, Berlin

 

 

Zu: „Ihr Kinderlein kommet“ von Christian Vollradt, JF 34/12

Entscheidender Fakt fehlt

Ihr Artikel ist zwar informativ, aber es fehlte ein entscheidender Fakt, vermutlich weil der Verfasser meint, dies nicht beeinflussen zu können. Mit keinem Wort wird auf die Tatsache hingewiesen, daß wir allein durch die Abtreibungen dieses demographische Chaos selber erzeugt haben. Allein die vielen Millionen getöteten Kinder, die aber inzwischen auch schon wieder Kinder hätten, zwingt die Wirtschaft dazu, uns Arbeitskräfte von außen zu holen. Machen wir doch dem selbstmörderischen Treiben ein Ende und finanzieren es nicht noch über die Sozialkassen!

Horst-Dieter vom Bovert, Herrenberg

 

 

Zu: „Das Schweigen der Schweizer“ von Ronald Gläser, JF 34/12

NRW: Modell eines „Failed state“

Ronald Gläsers Verdikt über den Ankauf gestohlener Kundendaten Schweizer Banken ist uneingeschränkt zuzustimmen. Wenn angesichts des juristisch problematischen Verhaltens staatlicher Institutionen – siehe Artikel 18 der Wiener Vertragsrechtskonvention – gegen Treu und Glauben keine Stimmen vor „politischen Kollateralschäden“, dem „Verfall politischer Kultur“ oder dem „Schaden für die Demokratie“ warnen, wie noch im Zuge der Flick-Affäre oder anderer politischer Groß-Skandale, drängt sich der Verdacht auf, solche Mahnungen seien nunmehr obsolet. Um so schlimmer! Nebenbei: Angesichts seiner etatmäßigen Schieflage wäre das Bundesland Nordrhein-Westfalen gegenüber der erfolgreichen Schweiz als eine Art sozialdemokratischer „Failed state“ darzustellen.

Stephan Wupper, München

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