© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Umwelt
Ein Schock für Bardot
Volker Kempf

Paul Watson ist mit seinem Trimaran „Brigitte Bardot“ auf den Weltmeeren unterwegs, um gegen Walfänger oder Wilderer vorzugehen, die etwa in den Hoheitsgewässern Costa Ricas Haien die Flossen abschneiden und sie dann im Meer verenden lassen. Watson wird seitens des mittel­amerikanischen Staats vorgeworfen, mit seiner Sea Shepherd Conservation Society gewaltsam dagegen vorzugehen. Aufgrund eines Auslieferungsantrages wurde Watson in Deutschland verhaftet. Inzwischen ist er flüchtig. Die Aussicht, an Costa Rica ausgeliefert zu werden und dort kein faires Verfahren zu erhalten, ließ den gebürtigen Kanadier das Weite suchen. Er sei irgendwo im Ausland, mehr sagt sein von Brigitte Bardot vermittelter deutscher Anwalt nicht. Für die Französin ist der Fall klar. Costa Rica unternimmt nichts gegen die Fischwilderer und sollte dankbar für seine Arbeit sein, statt ihn anzuklagen.

An die Kanzlerin Angela Merkel und Justizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger hatte Bardot appelliert, Deutschland möge Watson das Leben nicht schwermachen, sondern dem nicht zwingenden Auslieferungsantrag nicht folgen. Einer Rückmeldung oder auch nur Empfangsbestätigung sei Bardot nicht gewürdigt worden, wie sie gegenüber der Riviera Côte d‘Azur Zeitung enttäuscht erklärte: „In Sachen Tier- und Umweltschutz hatte die deutsche Politik weltweit lange Zeit Vorbildcharakter“, so Bardot. Sie sei daher „regelrecht schockiert“. Die rechtsfreien Räume und Verlogenheiten auf hoher See sind der Nährboden, auf denen die Militanz von Watson große Sympathien und auch Unterstützung findet, bis hin zu Volker Beck von den Grünen. Vielleicht erklärt Bardot Beck einmal, daß auch betäubungsloses Schächten Tierquälerei ist, das mit Verweis auf die Religionsfreiheit ebenso unredlich gerechtfertigt wird wie der japanische Walfang durch die Wissenschaftsfreiheit.

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