© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Frisch gepresst

Radikallibertär. Nach Auffassung der Autoren ist Demokratie Sozialismus durch die Hintertür. Demokratie sei nicht gleichzusetzen mit Freiheit, denn sie sei eine Form der Diktatur – „der Diktatur der Mehrheit und des Staates“. In ihrem schmalen Büchlein vertreten sie den Anspruch, zunächst 13 Mythen der Demokratie zu entlarven. Demokratie sei nicht alternativlos: „Zum Glück gibt es einen anderen Weg, auch wenn es vielen Leuten schwerfällt, sich ihn vorzustellen. Der Weg ist: weniger Demokratie. Weniger Staat. Mehr individuelle Freiheit.“ Anschließend überlegen sie, wie ein solches libertäres Ideal in der Praxis aussehen könnte. Mit einem gewissen Amüsement lesen wir, daß die beiden Verfasser einen Markt für Regierungsstile für denkbar halten. Die Leute erwarteten ja auch einen flexiblen freien Markt für Autos, Kleidung und Versicherungen. Viele Ansätze der Libertären regen zum Nachdenken an. Was aber abstößt, ist ihr vielleicht naiver Glaube an eine glänzende Zukunft, wenn nur ihr Modell umgesetzt würde. (al)

Frank Karsten, Karel Beckman: Wenn die Demokratie zusammenbricht. Warum uns das demokratische Prinzip in eine Sackgasse führt. FinanzBuch Verlag, München 2012, broschiert, 189 Seiten, 14,99 Euro

 

Werner Herzog. Wenn einer der bekanntesten deutschen Regisseure siebzig wird und noch keine Biographie oder gar Autobiographie vorliegt, ist die Absicht Moritz Holfelders nachvollziehbar, diese publizistische Leerstelle zu füllen. Allerdings überraschte den Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, daß der Filmemacher „Ehrungen und Berichte anläßlich seines 70. Geburtstages“ (am 5. September 2012) „strikt vermeiden“ wolle, da ihm „diese Art von Öffentlichkeit sehr unangenehm“ sei, wie der in Los Angeles lebende Herzog ihm mitteilen ließ. So blieb Holfelder nichts weiter übrig, als das Leben seines Kinogeschichte schreibenden Helden anhand von Recherchen aus dessen oberbayerischer Kindheitswelt und sekundären Quellen zu konstruieren, was ihm im großen und ganzen tatsächlich gelingt. Um den introvertierten Regisseur von „Fitzcarraldo“ oder „Nosferatu“ als Yin seines schwierigen, wahnhaft-genialischen Yang, dem Hauptakteur und „liebsten Feind“ Klaus Kinski, wirklich tiefgreifend zu erschließen, hätte es aber wahrscheinlich doch der Mithilfe Werner Herzogs bedurft. (bä)

Moritz Holfelder: Werner Herzog. Die Biografie. Verlag Langen Müller, München 2012, gebunden, 288 Seiten, 22,99 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen