© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Blick in die Medien
Fernsehkritik: Eine Show feiert Jubiläum
Toni Roidl

Das Internet-Magazin fernsehkritik.tv des Journalisten Holger Kreymeier wirbt mit dem Slogan „Schalten sie mal wieder ab!“ Regelmäßig nehmen die TV-Kritiker senderübergreifend das aktuelle Programm auseinander. Sie decken miese Methoden von Reality-Sendungen wie „Nachbarschaftsstreit“ auf, weisen Nachrichtensendungen unsaubere Quellen nach oder machen sich über die bizarrsten Szenen von Astro-TV lustig.

Neben der einstündigen Sendung können die Zuschauer im Forum diskutieren oder im Blog weiterführende Informationen finden. Außerdem werden die Zuschauer zu Gastbeiträgen ermuntert: 150 Euro zahlen die Macher für jeden kreativen Beitrag, der auch ausgestrahlt wird. Gäste können sich zudem via Skype direkt in der Sendung äußern. Und auch den Sprung aus der Virtualität gelingt dem frisch-frechen Magazin: Bei den Veranstaltungen zur Sendung trifft sich Moderator Kreymeier mit Fans.

Kreymeiers Kritik ist kein plumpes Draufhauen. Seine Analysen sind fair. So hat er den entwürdigenden Rauswurf Eva Hermans bei Johannes B. Kerner mit sehr deutlichen Worten gegeißelt, obwohl er den Ansichten Hermans nicht zustimmt. Und auch Thilo Sarrazin nahm er vor Günther Jauchs ständigen Unterbrechungen durch tendenziöse Einspieler bei Stern TV in Schutz.

Die zurückliegenden 99 Sendungen machen deutlich, was für ein Dreck täglich ausgestrahlt wird: Von Casting-Shows bis Neujahrsansprachen, von schwachsinnigen Kochsendungen bis zu noch schwachsinnigeren Doku-Seifenopern. Klar, daß das nicht jedem gefällt. Insbesondere RTL überzog das Projekt mit mehreren Abmahnungen und Klagen und ließ Videos von YouTube löschen. Schon der Großmeister der Fernsehkritik, Oliver Kalkofe, sagte: „Fernsehen ist so eine Art geistige Neutronenbombe. Das Gehirn wird weggestrahlt, aber der Kopf bleibt stehen.“

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