© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/12 14. September 2012

Frauen in Europas Großstädten
Frei oder vogelfrei?
Barbara Bonte

Nun, da der Sommer allmählich zu Ende geht, können wir Frauen wieder in jeder Hinsicht etwas erleichterter auf der Straße laufen, zumindest wenn wir uns noch Illusionen machen. Denn die Aussicht besteht weiter, daß man uns unflätig beschimpft oder beleidigt, nur weil wir einen kurzen Rock oder ein Kleidchen tragen; egal ob im Sommer oder Winter, Frühling oder Herbst.

In Belgien hat die Debatte über Sexismus auf der Straße endlich begonnen, seit der Film „Femme de la Rue“ (zu deutsch: „Straßendirne“) der jungen Filmstudentin Sofie Peeters gesendet wurde. In dem Dokumentarstreifen lief Peeters mit versteckter Kamera durch die Straßen Brüssels, wo sie die verbale Anmache und manchmal sogar körperlichen Einschüchterungsversuche aufzeichnete, denen sie dabei ausgesetzt war – in fast allen Fällen durch nichteuropäische Einwanderer. Sie läßt in ihrem Film auch andere weibliche Opfer zu Wort kommen; wie sie unter diesen Bedingungen in einer Großstadt überleben, indem sie möglichst oft Hosen tragen, manchmal sogar ein Kopftuch, fast immer aber ihren iPod einschalten, um die beleidigenden Sprüche und Einschüchterungen nicht zu hören.

Als „alter Hase“, der in Brüssel arbeitet und mit den Verhältnissen hier vertraut ist, ertappe ich mich gelegentlich auch dabei, geradezu eine „Überlebensstrategie“ zu entwickeln. Zum Beispiel, wenn ich in Brüssel die U-Bahn nehmen muß, die mittlerweile eine „No go“-Zone geworden ist. Hier steht die Welt kopf: Wir modernen westlichen Frauen sind zu unserem eigenen Schutz verpflichtet, uns anzupassen an sexistische, unflätige und angsteinflößende Männer, während gerade sie es sind, die die Grenzen von Sitte und Anstand grob verletzen. Es fällt übrigens auf, daß auch gerade viele ältere Männer an einer Partie „Frauenbashing“ teilnehmen. Politisch korrekte Politiker sprechen dann verharmlosend von einer „anderen Meinung über Sexualität sowie die Beziehung von Mann und Frau“; aber woran das liegt, können sie augenscheinlich nicht über die Lippen bringen.

Dabei liegt der Grund auf den Hand: Es hat vor allem mit der Kultur und Religion dieser Personen zu tun. Frauen werden in vielen moslemischen Herkunftsländern nämlich oft als minderwertig oder sogar als „Gebrauchsgut“ betrachtet. Wer das nicht sieht, stellt sich absichtlich blind.

 

Barbara Bonte ist flämische Politikerin und Vorsitzende der Jugendorganisation des Vlaams Belang.

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