© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Unser Geschenk an die Zukunft
Der Denkmalschützer Georg Friedrich Kempter
Klaus Hornung

Denkmalschutz ist der Dank an die Vergangenheit, die Freude an der Gegenwart und unser Geschenk an die Zukunft.“ Diese Worte des bekanntesten Denkmalschützers in Deutschland, des vor zwei Jahren verstorbenen Gottfried Kiesow, sind das Motto dieses Erinnerungsbuches Georg Friedrich Kempters. Geboren 1936, war Kempter von 1970 bis zu seiner Pensionierung 2001 als Konservator beim Landesdenkmalamt Baden-Württemberg tätig.

Vom Vater für die Leitung der Exportabteilung der großelterlichen Möbelfirma vorgesehen, entschied er sich aber für das Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie, das er mit einer Dissertation über die französische Malerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abschloß. In dieser beruflichen Tätigkeit gelangen ihm wegweisende Erfolge, etwa die Rettung der bis heute beliebten Stuttgarter Markthalle vor dem Abriß oder wesentliche Impulse bei der Gestaltung des heutigen Schloßplatzes, beides Beispiele, wie der Denkmalschutz seinen Teil dazu beitrug, die furchtbaren Schäden des Bombenkrieges zu überwinden. Gleiches galt für die Rettung und Restauration einiger schwer beschädigter Stuttgarter Altstadtviertel und zahlreicher Villen aus dem 19. Jahrhundert, darunter die Villa Reitzenstein, die bis heute Sitz der Landesregierung ist. Kempter wurde ein gefragter Referent bei internationalen Kongressen zur Denkmalpflege. Dadurch wurde er auch zum Berater der Stadt Bagdad berufen, zur Sanierung historischer Straßen unter konservatorischen Gesichtspunkten.

Eine intime Kenntnis der reichen Schlösserlandschaft Hohenlohes und der Burgen an Rems und Mur ergab sich aus Kempters Zuständigkeit für den nordöstlichen Landesteil Baden-Württembergs. Kempter war ein Architekturfachmann mit einem weiten Bildungshorizont, der sich auch in Reisen in der islamischen Welt und bis Ostasien, etwa zu den Ruinen von Angkor, zeigt. Bei aller Weltoffenheit und Neugierde blieb er Patriot. 1993 gründete er in Stuttgart die Gesellschaft für Natur und Kunst mit einer reichhaltigen Vortrags- und Ausstellungstätigkeit.

Die Erinnerungen des Denkmalpflegers Kempter sind ein Schatzkästlein, das Verbreitung in weiten Kreisen der Geschichts- und Kunstliebhaber verdient.

Georg Friedrich Kempter: Erlebte Architektur. Gedanken und Erinnerungen eines Denkmalpflegers.Centaurus Verlag, Stuttgart 2012, gebunden, 319 Seiten,          27,80 Euro

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