© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Weg von der Parteipolitik
Österreich: Multimilliardär Frank Stronach fordert eine Revolution und sorgt so für Unmut bei FPÖ und BZÖ
Curd-Torsten weick

Eine Revolution für Österreich“. Als Milliardär Frank Stronach Anfang Mai unter dieser forschen Parole verkündete, Österreich retten zu wollen, schien für viele der Beginn des Sommerlochs gekommen. Doch allein die Präsentation seiner Broschüre in der Kronen Zeitung zum Staatsfeiertag und ein paar Tage später als Mantel der Gratiszeitung Heute wiesen in eine andere Richtung. Vier Monate später ist der knapp 80jährige in aller Munde. Das linksliberale Nachrichtenmagazin profil adelte ihn nun zum „gefährlichen Populisten“, der den Drang der Österreicher nach einer „neuen Wirtschaftsordnung“ bediene. 56 Prozent des „Volkes“ trauten Unternehmern bei der Bewältigung der Krise mehr zu als Politikern (22 Prozent).

Der in der Steiermark unter dem Namen Franz Strohsack geborene Stronach ist ein Unternehmer par excellence. Das Handelsblatt kürte ihn 2010 gar zum „personifizierten Abbild des amerikanischen Traums“. „Aus dem Nichts“ habe er ein „Firmenimperium aufgebaut, vom Garagen-Unternehmer habe er den Aufstieg zum Milliardär geschafft“. Der gelernte Werkzeugmacher hatte sich Anfang der fünfziger Jahre in Richtung Kanada eingeschifft und dort sein Glück gefunden. In der Folge wurde der Gründer des Magna-Konzerns, eines der größten Automobilzulieferer der Welt, in Kanada und Österreich mit Ehrungen überhäuft.

Nun ist der verlorene Sohn und Träger des „Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ zurück und erklärt: „So kann es nicht mehr weitergehen.“ Bestechung und mangelnde Transparenz prägen das Bild des Landes. Österreich, so Stronach, befindet sich in einer „echten Korruptionskrise und das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik ist verständlicherweise erschüttert“.

Den Negativschlagzeilen will der umtriebige Geschäftsmann nun mit der Gründung einer Partei entgegentreten. „Weniger Parteipolitik“, „Schuldenabbau“, „Abbau der aufgeblasenen Verwaltung“, „Vereinfachung des Steuersystems“ und der Kampf gegen ESM, „Zentralismus und Zwangsverwaltung aus Brüssel“ sind die Schlagworte.

 Politische Ziele, die auch das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) und die Freiheitliche Partei (FPÖ) verfolgen. Beide zeigen sich – zumindest nach außen – ob der neuen europakritischen Konkurrenz gelassen. Doch die Geschwindigkeit Stronachs irritiert. Die Frage nach Stimmenfang und „gekauften Mandataren“ macht die Runde.

BZÖ-Chef Josef Bucher schäumte: „Das BZÖ läßt sich nicht kaufen.“ Eine Breitseite gegen vier Nationalratsabgeordnete – darunter drei mit BZÖ- und einer mit SPÖ-Vergangenheit – und Stronach. Denn aufgrund seiner „gesunden Bauernschläue“, der der Austro-Kanadier dem Handelsblatts zufolge seinen wirtschaftlichen Erfolg verdankt, ist es Stronach allen Unkenrufen zum Trotz gelungen, die Abgeordneten zu ködern. Stronachs zukünftige Partei steht nun kurz vor der Erlangung des Fraktionsstatus, der fünf Mandate verlangt.

„Bei Frank Stronach weiß man ja nicht, ob das in zwei Monaten noch Gültigkeit hat“, erklärte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Im Gegensatz zu Stronach habe die FPÖ einen „langen Atem“. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache setzte dann am vergangenen Wochenende noch eins drauf. „Der Herr Stronach“ kritisierte Strache zum politischen Frühschoppen auf der Welser Messe, war „immer Teil des rot-schwarzen-Sytems“. Stronach habe sich schon immer rote, schwarze und auch orange Politiker als Berater „gekauft“. Neben dem roten Bundeskanzler Franz Vranitzky, der schwarzen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, nannte der FPÖ-Vorsitzende die orangenen BZÖ-Politiker Karl-Heinz Grasser und Peter Westenthaler. Angesichts eines avisierten Wahlkampfetats von 25 Millionen Euro sei nun auch klar, warum „diverse Medien ein Interesse haben, so jemanden zu unterstützen“ – es winken „gute Geschäfte“ auf Beiderseitigkeit. Überhaupt, so Strache, würde seitens der Medien mittels diverser Umfragen, die die FPÖ im Sinkflug (von 24 auf 21 Prozent) und Stronach im Aufwind (7 Prozent) sehen, versucht, „künstliche Bilder zu schaffen, die davon abzulenken versuchen, daß es bei der nächsten Wahl das Duell Strache gegen Faymann geben wird“.

„Heiliger Strohsack“, erklärt dann auch FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer und verweist darauf, daß „Mr. Seltsam“ vom „politisch-medialen Establishment als Protest-Alternative gegen die unliebsame Strache-FPÖ in den Wahlkampf geschickt“ werden könnte.

In diesem Kontext erinnerte Mölzer an die Europawahl 2004, als der SPÖ nahe EU-Spesenskandal-Aufdecker Hans- Peter Martin mit seiner EU-kritischen „Liste Dr. Hans-Peter Martin – Für echte Kontrolle in Brüssel“ aus dem Stand 14 Prozent erreichte, während die FPÖ parallel dazu 17 Prozent verlor und mit 6,3 Prozent ein Debakel erlebte. 

 www.stronachinstitut.at

Foto: Stronach und der übergelaufene Ex-SPÖ-Abgeordnete Gerhard Köfer: Revolutionäre für Österreich?

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