© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

So was kommt von so was
Antisemitismus: Attacken moslemischer Einwanderer bringen Multikulti in Verruf
Fabian Schmidt-Ahmad

Bereits am Anfang stand eine Lüge. Vor zwölf Jahren, als Brandsätze auf die Düsseldorfer Synagoge geworfen wurden und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen „Aufstand der Anständigen“ ausrief. Wieviel Anstand in der staatlich verordneten Kampagne steckte, konnte man wenig später am Schweigen ablesen, als die Täter gefaßt worden waren. Versteckt im Lokalteil erfuhr der aufmerksame Leser, daß den Anschlag zwei Araber verübt hatten.

Ungeachtet der Realität überbieten sich seitdem professionelle „Mahner“, „Warner“ und „Gesicht-Zeiger“ in einem dröhnenden, immerwährenden Aktionismus „gegen Antisemitismus“, „gegen Fremdenfeindlichkeit“, „gegen Rassismus“, „gegen Nationalismus“, „gegen Intoleranz“ oder einfach „gegen Rechts“. Kurzum allem, was der bundesrepublikanische Katechismus an Umschreibungen für das absolute Böse im Deutschen besitzt, wurde der totale Krieg erklärt.

Diese überdrehte Hypermoral kollidiert in ihrem tugendhaften Terror immer deutlicher mit den Grundlagen, die sie zu schützen vorgibt. Denn was gibt es heute Intoleranteres und Antidemokratischeres als den hier propagierten, denunziatorischen Eifer? Am offenkundigsten wird das im Umgang mit dem realen, politisch aber nicht verwertbaren Antisemitismus –  dem Haß moslemischer Einwanderer auf Juden.

„Die Schande von Berlin“, titelte die Bild-Zeitung. Was war geschehen? Der Rabbi David Alter hatte im Bezirk Schöneberg seine Tochter vom Klavierunterricht abgeholt. „Plötzlich versperrt ihm ein Jugendlicher den Weg“, berichtete das Blatt. Ob er Jude sei, wurde Alter gefragt. „Dann schlägt der erste Junge auf den Rabbiner ein, immer wieder ins Gesicht. Er beschimpft ihn. Und droht dem kleinen Mädchen mit dem Tod. Die Jugendlichen flüchten. Alter kommt schwer verletzt ins Krankenhaus.“

Nun, gewiß ein häßlicher Vorfall. Was aber den Vorfall noch häßlicher macht, ist, daß ein wesentliches Detail weggelassen wurde. Der Täter war „ein Jugendlicher vermutlich arabischer Herkunft“, heißt es in der Polizeimeldung. Wenn selbst das Boulevardblatt des besonders israelfreundlichen Springer-Verlags meint, seinen Lesern diese Information zunächst besser vorzuenthalten, sollte den deutschen Juden langsam dämmern, wohin die Reise geht.

Einen Vorgeschmack bekam am Montag jene Gruppe jüdischer Schülerinnen, die gleichfalls in Schöneberg angepöbelt und bespuckt wurden. Laut Polizei habe eine der Angreiferinnen „ein Kopftuch“ getragen. Wer das wohl war? Die meisten Journalisten unterschlugen jedenfalls auch dieses Detail.

„Juden empfinde ich als minderwertige Menschen.“ Zu dieser krassen Aussage bekannten sich im Jahr 2010 vierzehn Prozent der befragten Türken in Deutschland, wie eine Liljeberg-Studie ergab. 2012 lag dieser Wert bereits bei achtzehn Prozent. Da nützt es leider nichts, wenn sich der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, solidarisch mit den Opfern zeigt: „Solche Taten erzeugen bei Muslimen tiefste Abscheu.“

Ein Blick in die islamische Welt, und dank ungebremster Masseneinwanderung auch auf unser Land, zeigt, was von dieser Behauptung zu halten ist. Es sei schon so, „daß viele gewalttätige Übergriffe auf jüdische Menschen von arabischen Menschen ausgeübt werden“, gestand die Vorsitzende des Jüdischen Forums gegen Antisemitismus, Lala Süsskind, der Berliner Morgenpost. Um entschuldigend hinzuzufügen: „Ich denke, daß es oft eine Frage mangelnder Bildung ist.“

Wohl eher eine Frage der kulturellen Prägung, worauf hinzuweisen sich in Deutschland leider verbietet. Jedenfalls für diejenigen, die kein gültiges Ziel im „Kampf gegen Rechts“ sein wollen. Da klingt es fast wie eine Drohung, wenn Mazyek fordert, „daß Juden und Muslime ihre Dialogbemühungen jetzt erst recht intensivieren müssen, um Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft den Kampf anzusagen“.

Noch zynischer ist der Vorsitzende des Koordinierungsrates, Ali Kizilkaya: „Muslime brauchen da keine Lehrstunde“, wies er in der Berliner Zeitung scharf den Zentralrat der Juden und dessen Forderung zurecht, mehr gegen den moslemischen Haß zu tun. Denn es sei klar, „der Antisemitismus ist nicht mit dem Islam vereinbar“. Außerdem müsse, wer von Antisemitismus spreche, gleichermaßen über Islamfeindlichkeit reden. Mit anderen Worten, der jüdische Mohr hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen.

War denn der ganze Popanz, den man bisher trieb, die Kriminalisierung des deutschen Nationalcharakters, die Schwächung von Europas Mitte, war das alles vielleicht doch keine so gute Idee? Wer übrigens bei dem Überfall in der Tat tiefste Abscheu empfand, waren Deutsche. Doch wem nützt schon deren Solidarität? Wer aufmerksam Polizeiberichte liest, findet eine Vielzahl vergleichbarer Vorfälle, bei denen Deutsche Opfer von „Jugendlichen“ wurden, nur ohne öffentliches Echo.

Die drei Männer in Bremen beispielsweise, die vor kurzem gleichfalls grundlos und unter „Scheiß Weiße“-Rufen von einem Dutzend Nordafrikanern ins Krankenhaus geprügelt wurden. Hätten die Opfer doch eine Kippa getragen, vielleicht hätte man dann auch von diesem Vorfall gehört.

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