© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Umwelt
Lampen des Politbüros
Michael Manns

Menschen muß man zu ihrem Glück zwingen. Wer glaubt, das seien Gedanken in den kranken Hirnen von Diktatoren, der irrt. Auch die Eurokraten ticken so. Beispiel: Ab September sind auch traditionelle Glühlampen mit 40 und weniger Watt verboten. Nach dem Willen der Volksbeglücker aus Brüssel sollen die EU-Bürger nur noch sogenannte Sparlampen benutzen – das bringt traumhafte Renditen für die Hersteller und Quecksilber-Sondermüll für die Recyclinghöfe. Nur: Den Wünschen der Kommission folgen viele Bürger nicht. Ähnlich wie beim E10-Sprit kommt es zum Widerstand. Mit einem Trick können sie die gute, alte Glühbirne weiterhin erwerben. Die normale Haushaltsglühbirne wurde zwar verboten, aber nicht Spezialbirnen für Sonderanwendungen. Diese Lampen sind gebaut, um Stöße und hohe Temperaturschwankungen zu überstehen. Sie werden zum Beispiel in Bergwerken eingesetzt.

Inzwischen haben auch Baumärkte die Marktlücke erkannt und bieten die Spezialbirnen an. Auf diese Lampen-Rebellion reagierten die „Lichtgestalten“ aus Brüssel mit der Knute. Nach dem Motto: Das unerzogene, dumme, widerspenstige Volk muß domestiziert werden. Kontrollen sollen durchgeführt werden in den Geschäften, um zu verhindern, daß die Kunden die Spezialbirnen erwerben. Allein für Berlin sind sieben Kontrolleure im Gespräch. Das sind Ideen, die betrunkenen Pennälern bei der Klassenfahrt einfallen. Als nächstes wird wohl eine schnelle EU-Lampen-Eingreiftruppe aufgestellt – unterstützt durch flächendeckende Drohnen-Observation. Man könnte auch den Straftatbestand des Glühlampen-Terrorismus schaffen, um all die zu kriminalisieren, die sich gegen die unheilige Allianz von Weltverbesserern, Oberlehrern und Lobbyisten aus Brüssel wehren. Das Politbüro der EUdSSR ist – wie jedes Politbüro – vom Volk so weit weg, wie die Erde vom Mond – oder es ist schon gänzlich hinterm Mond.

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