© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Frisch gepresst

Erik Peterson. Nimmt sich ein Papst die Zeit, die Teilnehmer einer wissenschaftlichen Konferenz zu begrüßen, muß es sich um eine Veranstaltung außerhalb des routinierten Betriebs handeln. Tatsächlich verdient die Tagung aus Anlaß des 50. Todestages von Erik Peterson, die Benedikt XVI. am 25. Oktober 2010 mit einer Ansprache beehrte, schon deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil der amtierende Pontifex an den Vorbereitungen des Symposions persönlichen Anteil nahm und weil der Theologe Joseph Ratzinger früh, 1951 als Kaplan in Bogenhausen, vom Werk des Konvertiten Peterson beeindruckt wurde. Keine Rolle spielte für ihn damals jedoch Petersons heutiger Ruhm als „Anti-Schmitt“, der die „Politische Theologie“ seines einstigen Bonner Kollegen, des Staatsrechtlers Carl Schmitt, genauso für „erledigt“ erklärte wie jeden anderen Versuch, profane Herrschaftsordnungen religiös zu legitimieren. Trotzdem sollte der Leser der nun gedruckt vorliegenden Tagungsreferate mit Michele Nicolettis „Wiederaufnahme“ der Debatte über Schmitt und Peterson beginnen. Sie präsentiert zwei Verächter des modernen „Humanitarismus“ und immunisiert hinreichend gegen peinliche Verharmlosungen Petersons als Kritiker des „übersteigerten Nationalismus“ oder Wegbereiter der „humanen Gesellschaft“, die der protestantische Kirchenhistoriker Christoph Markschies in seinem Geleitwort offeriert. (gs)

Giancarlo Caronello (Hrsg.): Erik Peterson. Die theologische Präsenz eines Outsiders. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2012, XXVIII & 652 Seiten, gebunden, 98 Euro

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