© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Hussitenkrieg: Schneise der Verwüstung
Opferzahlen nach eigenem Gusto
(wk)

Von 1429 bis 1431 zogen die Hussiten unter ihrem Anführer Andreas Prokop mit etwa 50.000 Mann durch Sachsen und Franken und hinterließen dabei eine Schneise der Verwüstung: So wurden unter anderem Oschatz, Wurzen, Altenburg, Werdau, Reichenbach, Plauen, Hof, Münchberg und Bayreuth erstürmt beziehungsweise geplündert. Dabei kam es auch zu zahlreichen Massakern an der Zivilbevölkerung, jedoch ist bis heute unklar, wie viele Opfer die damalige Mordbrennerei gefordert hat. Dieses Problem der Quantifizierung diskutiert der Heimatforscher Andreas Krone am Beispiel Plauens (Historikus Vogtland, 1/2012). Hier schlugen die Angreifer am 24. Januar 1430 mit besonderem Ingrimm zu, weil in Plauen im Jahr zuvor ein antihussitisches Bündnis zwischen Wettinern und Hohenzollern geschlossen worden war. Allerdings klingen die offiziellen Opferzahlen eher harmlos, was aber daran liegt, daß in das Totenverzeichnis der Stadt nur männliche erwachsene Bürger eingetragen wurden. Das heißt, Frauen und Kinder blieben genauso unberücksichtigt wie die zahllosen Flüchtlinge aus dem Umland, welche sich hinter die vermeintlich sicheren Mauern Plauens begeben hatten. Deshalb kann man heutzutage die Opferzahlen auch in diesem Fall nach Belieben herauf- oder herunterrechnen, je nach politisch-pädagogischer Intention.

www.historikus-vogtland.de

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