© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Meldungen

Sonderweg des deutschen Anti-Populismus

BONN. Franz Walter, fernsehbekannter Leiter des Göttinger Instituts für Demokratieforschung, hat sich in einem Aufsatz unter der Überschrift „Ist Populismus ein Übel?“ vom Katechismus der Interpretationseliten distanziert, dem zufolge die Artikulation des Mehrheitswillens „gefährlich, bösartig, demokratiefeindlich“ sei. Mit diesem „aufgeregten Anti-Populismus“ habe Deutschland einen Sonderweg eingeschlagen. Denn in dem von der Nomenklatura reflexartig glorifizierten „Westen“, wie überhaupt unter den Demokratien „weltweit“, gebe es kein parlamentarisches System, das einen derartig geringen Anteil an organisiertem Populismus ausweise wie das bundesdeutsche (Forschung&Lehre, 7/2012). Dabei sei ein „zugkräftiger Populismus“ ein wertvoller Seismograph für das, was schieflaufe in einer politischen Kultur, zwischen den Eliten und „niedriger geschichteten Bürgern“, zwischen Staatssektor und gesellschaftlichen Gruppen. Historische Erfahrung beweise zudem, daß Populismus kein Monopol der politischen Rechten sei, wie Walter unter Verweis auf die Linspartei ausführt. Und auch die Grünen stünden in einer radikalpopulistischen Tradition, wie ein Blick auf die „basisdemokratische, zunächst antiparlamentarische Erweckungsagitation“ ihrer Anfangsjahre lehre. (ob)

www.forschung-und-lehre.de

 

Homogene Gesellschaft: Muslime im Alten Reich

MÜNCHEN. Wer über die „Aufnahme und Konversion von Muslimen im deutschen Sprachraum“ zwischen 1600 und 1800 forscht, steht im Verdacht, dem multikulturellen Zeitgeist ein historisches Mäntelchen umhängen zu wollen. Tatsächlich wirkt die Intention einer Studie von Markus Friedrich wie ein Versuch, Christian Wulffs Floskel vom Islam, der zu Deutschland gehöre, kulturhistorisch zu untermauern. So behauptet Friedrich, Muslime, die überwiegend als Kriegsgefangene ins Alte Reich kamen, wären dort in „erheblicher Zahl“ anzutreffen gewesen, so daß ihre frühe Präsenz im deutschen Sprachraum „keineswegs nur ein marginales Phänomen“ sei. Mit Zahlen vermag er diese These jedoch nicht zu stützen. Stattdessen liefert er eher Belege für die herkömmliche kulturhistorische Ansicht, derzufolge Muslime in christlichen Staaten Europas nur exotische Arabesken waren. Auch die von Friedrich ermittelten Aktenspuren, die von „Kammermohren“, Elefantentrainern und dem sonstigen Personal der „dekorativen Sklaverei“ zeugen, erschüttern dieses Bild nicht. Und für die wenigen Muslime, die diese sozialen Randbezirke verlassen durften, blieb nur die Konversion. Habe die „Schaffung einer weitgehend homogenen christlichen Gesellschaft“ im Alten Reich doch als „politische Notwendigkeit“ gegolten (Historische Zeitschrift, 294/2012). (wm)

www.oldenbourg-verlag.de

 

Kassel: Blasphemische Jesus-Karikatur entfernt

KASSEL. Die Proteste gegen eine blasphemische Jesus-Karikatur an der Fassade des Kulturbahnhofs in Kassel (JF 35/12) haben Wirkung gezeigt: Auf Wunsch des Künstlers Mario Lars wurde das Plakat am 23. August entfernt. Mit dem Plakat hatte die Galerie für komische Kunst – Caricatura – für ihre aktuelle Ausstellung geworben. Der Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) in Kassel hatte die Ausstellungsleitung aufgefordert, die Werbung zu entfernen, weil sich Christen dadurch religiös verletzt fühlten. Die Karikatur ist nach Angaben der Galerie weiter in der Ausstellung zu sehen. (idea/JF)

 

Sprachpranger

Berlitz Happy Hour

Bezeichnung für einen Einzelsprachunterricht der in Frankfurt am Main ansässigen Sprachschule Berlitz

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