© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/12 24. August 2012

Haltungsnote
Null-Bock-Feministin
Toni Roidl

Mit Frauen wie Antje Schrupp könnte man Werbung für das Zölibat machen. Die 47jährige hat nach ihrem Studium brotloser Künste mit einer Arbeit über „Frauen in der Ersten Internationale“ promoviert und fabuliert seitdem als „Referentin und Publizistin“ über „Themen aus Philosophie, Feminismus, Religionen und Weltanschauungen, Geschichte des Sozialismus“. Das ist harte Arbeit: Heute hält sie am Feministischen Institut an der TU Harburg einen Vortrag über „Gender-Gap“; morgen spricht sie eine Laudatio im Frauenzentrum Rüsselsheim. Nebenbei findet sie Zeit, im Internet „zur Arbeit der sexuellen Differenz“ zu bloggen. Dort schwärmt sie, wie sie den Feminismus entdeckte: „Ich kann mich dran erinnern, wie prickelnd und begeisternd es für mich in den 1980er Jahren noch war.“

Der Enthusiasmus von einst ist längst verflogen: „Neulich saß ich mit einer Bekannten beim Kaffee, die ebenfalls seit über zwanzig Jahren feministische Aktivistin ist. Und sie empfand das ganz ähnlich wie ich. Es ist einfach nervig, immer die einzige zu sein, die in Sitzungen auf inklusiver Sprache besteht.“ Fazit: „Kein Bock mehr“, ständig „Genderpolizei zu spielen“. Sie habe persönlich überhaupt kein Problem mit männlicher Sprache und nicht mal mit „sexistischer Kackscheiße wie rosa Lego oder Mädchen-Überraschungseiern“, schreibt sich Schrupp ihren Frust von der Seele. Sollen die Leute ihre Kinder doch mit „dummen Stereotypen“ vollpumpen! Die GenossIn hat den Kampf gegen den alten Adam satt: „Bleibt halt einfach dumm“, ruft sie den Gender-Ignoranten zu und sucht den „Eindruck“ zu zerstreuen, „wir Feministinnen würden Interessenspolitik und Frauenlobbyismus betreiben, es ginge uns vor allem um uns selbst.“ Doch es gehe um eine bessere Welt – die gottseidank linke Utopie bleibt.

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