© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Leserbriefe

Zu: „Totale Entmenschlichung“ von Doris Neujahr, JF 33/12

Gesinnungsschnüffelei à la DDR

Der Fall Drygalla wirft ein trübes Licht auf den Zustand von Demokratie und Rechtsstaat. Unter grober Mißachtung des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung und Gedankenfreiheit wird hier eine junge unbescholtene Frau mittelbar für Auffassungen ihres Freundes haftbar gemacht, die nicht strafbar sind. Trotzdem erleben wir hier Gesinnungsschnüffelei und Sippenhaft à la DDR und die Züge einer medialen Hetzjagd. Feige Verbandsfunktionäre haben nicht den Anstand, sich schützend vor Frau Drygalla zu stellen und unhaltbare Anwürfe entschieden zurückzuweisen. Hochachtung dagegen für die Frau, die dennoch zu ihrer Liebe steht!

Dr. jur. Klaus Goeckel, Sinzig

 

Das hatten wir schon einmal

Ich finde die Medienhetze gegen die Ruderin Nadja Drygalla einfach unglaublich. Wie widerlich, wie feige, wie intellektuell unredlich! Wie hier eine junge Frau fertiggemacht wird, ist nicht zu glauben. Sippenhaftung statt freier Partnerwahl – das hatten wir schon einmal.

Reinhard Wolter, Würselen

 

Deutschland, erwache!

Aus zig Gründen völlig unverdächtig, auch nur rudimentäre Sympathien für Rechtsradikale zu empfinden, bin ich dennoch angewidert von der medialen und politischen Hetze gegen diese Sportlerin. Die Frau hat nichts verbrochen. Hätte ihr Freund das getan, wäre er im Gefängnis, schließlich ist die NPD in der BRD nicht verboten. Demokratie kann schwierig sein, funktioniert aber nur konsequent! Während Europa uns politisch und finanziell von Tag zu Tag sicherer um die Ohren fliegt, konfabuliert die kollektive deutsche Gutmenschenriege in allen „Nachrichten“ in epischer Breite über „Neonazi-Skandale“.

Dr. med. Jörg Mutschler, Naila

 

 

Zu: „‘Grenzen wurden überschritten’“ von Henning Hoffgaard, JF 33/12

„Anständige“ ohne Anstand

Daß eine unschuldige Ruderin von Medien oder Sportverbänden aufgrund einer Beziehung mit einem NPD-Funktionär dermaßen an den Pranger und bloßgestellt wird, ist diskriminierend und inakzeptabel. Soll sich Frau Drygalla schämen oder schuldig fühlen, weil sie einen Menschen liebt, der die falsche Gesinnung hat? Daß der Verband während der Olympischen Spiele seine Schützlinge durch solche Belanglosigkeiten in Unruhe stürzt und nicht die Courage zeigt, zu seinen Athleten zu stehen und sie vor den Medien zu schützen, ist feige und beschämend. Wo wir wieder beim Anstand und den „Anständigen“ wären …

Peter-Pascal Portz, Bolanden

 

Der DOSB sollte in sich gehen

Was sich hier abspielt, ist an Verlogenheit und Zynismus kaum zu übertreffen. Da wird eine junge Frau wegen ihrer Beziehung zu einem Funktionär der rechtsextremistischen NPD (nicht nur) aus ihrem sportlichen Umfeld gerissen. Aber hat Frau Drygalla im Laufe ihrer Karriere jemals durch extremistische oder fremdenfeindliche Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht? Auch ist zu fragen, ob ein Olympionik mit linksextremistischer Bekanntschaft oder Gesinnung – aus solchem Umfeld kam ja die Denunziation Drygallas – durch dasselbe selbstgerechte Raster gefallen wäre. Weswegen dürfen sich herausragende Sportler, die sich dem Regime der früheren DDR unkritisch andienten, weiterhin für die sportlichen Belange unseres Landes einsetzen? Trägt man der bundesdeutschen Fußball-Elf von 1978 noch deren Teilnahme an der Weltmeisterschaft im damals von einer Militärjunta beherrschten Argentinien nach? Weswegen entsandte das Nationale Olympische Komitee 2008 über 440 Sportler ins kommunistische China, dessen Regime seit der Machtübernahme 1949 den Tod von vielen Millionen Menschen zu verantworten hat und auch heute kein demokratischer Musterknabe geworden ist? Den Verantwortlichen im DOSB und anderen Gremien bleibt anzuraten, in sich zu gehen, statt in vorauseilendem Gehorsam den eigenen Verstand der politischen Großwetterlage zu opfern.

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zu: „Der Wohl-Täter“ von Ronald Berthold, JF 33/12

Olympische Idee verraten

Was für eine Schande für unser Land, für unsere Olympia-Mannschaft und ganz besonders deren „Boß“ Michael Vesper. Statt sich solidarisch zu erklären mit den um Lorbeer kämpfenden Sportlern, und zu erklären, daß das Privatleben der Sportler „Olympia“ nichts angeht, verhört Herr Vesper eineinhalb Stunden lang die junge Sportlerin, offenbar auf ihre Gesinnung hin, und läßt es zu, daß diese heimreist. Was geht denn diesen Kerl das Privatleben einer Sportlerin an? Er hat sich, aber auch unser Land vor der ganzen Welt blamiert und die olympische Idee kläglich verraten. Überhaupt: Was hat denn Nadja Drygalla falsch gemacht – außer, daß sie hübsch ist und noch dazu blond? Bislang jedenfalls fehlt der Nachweis, daß ihr Freund im olympischen Damenachter mitgefahren ist. Es fehlt aber auch noch etwas anderes: ein klärendes Wort unseres Herrn Bundespräsidenten.

Klaus Volk, Monalba le Château / Frankreich

 

 

Zu: „Jobmaschine für Soziologen“ von Georg Thiele, JF 33/12

Realitätsproblem Frankreich

Der Segen der Quotenvielfalt zeigte sich jüngst auch im französischen Dorf Collobrières, wo im Juni zwei Polizistinnen bei dem Versuch, einen einschlägig vorbestraften Gewalttäter festzunehmen,  erschossen wurden. Laut dem Publizisten Patrice de Plunkett ist die darauf folgende Schutzbehauptung der Gendarmerie, der zufolge sie keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen machten, das Kennzeichen „gegenwärtiger Postdemokatie“, „eine Art permanenter Protest gegen die Realität“. Diese nämlich müsse geleugnet werden, um „demokratisch“ zu sein. Hierzu ergänzte Victor Loupan, Direktor des französischen Verlags L’Oeuvre: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Realität ein Problem ist.“

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Schweres Wetter in Sicht“ von Michael Nitsch, JF 33/12

„Vermaisung“ vergessen

In dem Beitrag vermisse ich die geradezu katastrophale Entwicklung hin zur „Vermaisung“ der Flächen. Wer durch Deutschland fährt, kann dies nur allzu gut erkennen. Da werden aus Landwirten sogenannte Energiewirte, was verminderte Anbauflächen für die Ernährung zur Folge hat. Mal wieder erstaunlich sind auch die Prophezeiungen von schlimmen Klimaerwärmungen. Selbst der Klimarat (IPCC) bestreitet in dem Sachstandsbericht des Kyoto-Protokolls von 2001 auf Seite 772 „die langfristige Vorhersage möglicher Klimazustände“, da diese schlichtweg „nicht möglich“ sei. Übrigens steigen seit etwa zwölf Jahren die Temperaturen nicht mehr an, sie gehen sogar teilweise leicht zurück. „Global Warming“ ist nicht in Sicht. Wenn die „Klima-Propheten“ dennoch immer wieder ihre Großrechner anstellen und mit laufenden Flußkorrekturen das Endergebnis selbst bestimmen – dann sollte man sich seines eigenen Verstandes bedienen (Immanuel Kant) und nicht die politisch korrekte Sichtweise nachplappern.

Walter Faulenbach, Olpe

 

 

Zu: „Atomkraft ist zu teuer“ von Volker Kempf, JF 33/12

Geschützt durch Steuerzahler

Atomkraft sei zu teuer und werde deshalb subventioniert, schreibt Ihr Kolumnist. Doch wo, wann und von wem genau wurde diese Energieform subventioniert? Der Uranbergbau wird nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben. Jede Tonne gewonnenen Materials muß auf dem Markt bezahlt werden. Die Lagerung abgebrannter Brennstäbe oder die Lagerung der radioaktiven Abfälle oder die Aufarbeitung wird von den Kernkraftwerksbetreibern finanziert. Da bleibt keine Lücke für Subventionen. Als ich im Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben als Ingenieur in leitender Funktion tätig war, wurde jedes Rollreifenfaß mit radioaktiven Abfällen den Anlieferern in Rechnung gestellt. So ist es bis heute. Natürlich sind in den Stromkosten auch die Kosten der Urangewinnung, die Abschreibungen und Betriebskosten für die Kernkraftwerke enthalten, dies hat aber mit Subventionen nichts zu tun. Stromerzeugung kostet Geld! Die Kosten für die teuren Polizeiaufgebote zum Schutz der Transporte im öffentlichem Raum übernimmt wie auch bei anderen Anlässen der Steuerzahler.

Christian Conrad, Kempten

 

 

Zu: „Die Schützen schützen!“ von Walter Schulz, JF 32/12

Mit Demokratie steigt Schikane

Wenn man die Aufregung unserer Politiker um den privaten Waffenbesitz sieht, sollte man sich fragen, wie das früher gehandhabt wurde. Wenn man sich ein bißchen auskennt, kommt man zu der verblüffenden Erkenntnis, daß private Schußwaffenbesitzer um so mehr schikaniert werden, je demokratischer die Regierung ist. Mein Vater und mein Großvater waren beide Jäger und hatten so etwa 15 verschiedene Schußwaffen: Ich habe sie im Mai 1945 zusammen mit meiner Mutter im Bollerwagen zur amerikanischen Ortskommandantur gefahren. Zum Erwerb der Waffen mußte wahrscheinlich der Jagdschein vorgelegt werden, aber danach interessierte sich niemand mehr dafür; es wurde nichts in eine Waffenbesitzkarte eingetragen und schon gar nichts zentral registriert.

Carl Hermann Christmann, Heusweiler

 

 

Zu: „Es steht zuviel auf dem Spiel“ von Norbert Geis, JF 32/12

Wie eine Ergebenheitsadresse

Zum einen liest sich die Geis-Glosse über die Euro-Rettungsschirme wie eine Ergebenheitsadresse an die Euro-Fanatiker Schäuble und Merkel. Zum anderen gefällt sich Herr Geis offensichtlich in der Rolle des politischen Sandmännchens, das uns weismachen will, die heraufziehende Eurokratie werde auf „christlich-abendländischem Fundament“ erbaut. Die Tendenz geht in eine andere Richtung: Die Bundeskanzlerin selbst hat bereits vor Jahren die Erdogan-Parole ausgegeben: „Europa ist kein Christenclub“. Und Schäuble erklärte schon am 28. September 2006 vor dem Bundestag: „Der Islam ist Teil Deutschlands und Teil Europas, er ist Teil unserer Gegenwart und er ist Teil unserer Zukunft. Muslime sind in Deutschland willkommen. Sie sollen (...) unser Land mit weiter voranbringen.“ Ist das das „christlich-abendländische Fundament“?

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

Heiße Luft nicht exportfähig

Wieviel wirklich auf dem Spiel steht, entscheidet sich anhand tatsächlicher Zahlen. Deutschland als rohstoffarmes Land hat in seinen Nachbarn eben auch Konkurrenten. Die D-Mark war eine der ganz wenigen Währungen, mit denen man direkt Rohstoffe einkaufen konnte. Unsere europäischen Nachbarn mußten hierfür erst ihre jeweilige Landeswährung in Dollar tauschen, also Kurssicherung tätigen, im Einkauf wie im Verkauf. Unser Import-Vorteil ging mit der Abschaffung der D-Mark verloren. Und schließlich der sogenannte „zollfreie Zugang zu 500 Millionen Kunden in der EU“: In der Tat wird in der EU kräftig konsumiert, aber wenig produziert. Deutschland allein kann die europäischen „Fußkranken“ nicht mit durchschleppen. Der Weltmarkt wünscht Turbinen von Siemens und Nobelautos aus Stuttgart und keine heiße Luft aus Griechenland.

Albert Uphoff, Emsdetten

 

 

Zu: „Bürgerliche Welten“ von Dieter Stein, JF 32/12

Kritik und Vorwurf enttäuschen

Enttäuschend an diesem Artikel ist nicht nur der Umgang mit den Kritikern der Grünen, die gleich im ersten Abschnitt unbeweisbar, aber deutlich als „abgehalfterte Konservative in der Provinz“ betitelt werden. Gleiches gilt für den Vorwurf, der Autor Peter Helmes habe es offenbar unterlassen, „die einschlägige Literatur zum Thema wenigstens oberflächlich zu sichten“. Der angestrebte Lerneffekt des Artikels stellt sich für mich folgendermaßen dar: Ich habe jetzt in der JF gelernt, daß die Grünen nicht rot unterwandert seien, daß sie für deutsche Familien mit mehreren Kindern ständen, daß sie sich vollkommen von linksradikalen Ansätzen oder Langzeitzielen getrennt hätten, daß sie eine positiv regierungsfähige Partei seien, die man nicht ohne spezielles Fachstudium kritisieren dürfe und genauso wie die CDU wählen kann, deren frühere Bedenken heute widerlegt seien.

Jens Tellbach, Kehl

 

Klare Abgrenzung lange fällig

Der JUNGEN FREIHEIT und insbesondere ihrem Chefredakteur Dieter Stein gebühren hohe Anerkennung für diesen Verriß des Machwerkes von Peter Helmes über die Grünen und für die damit verbundene klare Abgrenzung von einem journalistischen Stil, der den Begriff des Konservativen mit Schmutz besudelt.

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

 

„Konservativ“ heute Schimpfwort

Dieter Stein kritisiert, daß Peter Helmes auf die tiefrote Vergangenheit vieler dieser grün-linken Tugendwächer hinweist. Dies ist schwer zu begreifen. Wenn die CDU und auch andere Parteien irrsinnige Forderungen dieser „Weltverbesserer“ übernommen haben, so spricht das doch nicht für die Grünen. Aber leider ist konservativ heute fast schon ein Schimpfwort und ein Makel. Natürlich gibt es unter den Grünen auch ganz respektable Persönlichkeiten, andere haben Kreide gefressen und geben sich bürgerlich. Viele fallen darauf herein. Dieter Stein meint, daß die Grünen Deutschland bisher nicht in eine Volksrepublik verwandelt hätten. Aber sind wir hierzu nicht auf dem besten Wege?

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

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