© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Meldungen

Demographie im Zeichen stetiger Singularisierung

BRAUNSCHWEIG. Seit 1971 liegt in Deutschland die Zahl der Geborenen unter der der Sterbefälle. Trotzdem stieg die Bevölkerungszahl 2002 auf das Maximum von 82,5 Millionen. Zuwanderung hat den Schrumpfungsprozeß verzögert, aber seit 2002 erfolgt eine langsame Bevölkerungsabnahme, die nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes bis 2050 zum Absinken auf etwa 70 Millionen Einwohner im Bundesgebiet führt. Für den Bonner Bevölkerungsgeographen Hans Dieter Laux ist dieser demographische Wandel primär eine Folge des Bewußtseinswandels, der das Fortpflanzungsverhalten determiniert. Solche mentalen Prozesse können – da alle Geburtsjahrgänge seit 1935 unterhalb des Reproduktionsniveaus von 2,1 Kindern pro Frau geblieben sind – offenbar familienpolitisch nicht durch pronatalistische Anreize nachhaltig beeinflußt werden. Entscheidend sei der wohl irreversible Funktionswandel von Ehe und Familie sowie die Pluralisierung von Lebensformen, wobei der Haupttrend zur Individualisierung und Singularisierung gehe (Geographische Rundschau, 7-8/12). (ft)

 

Neuer Ansatz in der Hirntumorforschung

HEIDELBERG. Bösartige Gehirntumore sind trotz vielfältiger Forschung und Behandlungsmethoden in der Regel nicht heilbar (Systembiologie.de, 1/12). Ziel der 2007 von deutschen und slowenischen Forschern in Angriff genommenen Studien ist ein besseres Verständnis der molekularen Prozesse während der Tumorentstehung und des Wachstums. Obwohl Stoffwechselprozesse in Tumoren schon vor fast 100 Jahren von dem Nobelpreisträger Otto Warburg erforscht wurden, erlebte dieser Forschungszweig erst in jüngster Zeit einen Aufschwung. Die Zuversicht bei dem binationalen Projekt gründet auf dem neuen systembiologischen Ansatz, nicht mehr wie üblich einzelne Proteine, sondern deren Wechselwirkungen und das Zusammenspiel von verschiedenen Molekülen in Zellen zu analysieren. (gl)

 

Umstieg zur dezentralen Energieversorgung?

MÜNCHEN. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird das Stromnetz immer komplexer. Kritiker, die fürchten, dies werde das Netz schwächen, kann Marc Timme vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation beruhigen. Er weist darauf hin, daß sich die Architektur des Netzes völlig ändern werde. An die Stelle eines auf wenige zentrale Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke ausgerichteten Netzes treten viele kleine dezentrale Stromversorger. Ein dezentrales Netz sei auch nicht unzuverlässiger, das Stromnetz werde durch den Zubau kleiner Anlagen sogar stabiler (Max-Planck-Forschung, 2/12). (ck)

 

Erkenntnis

„Wir müssen die Köpfe und Bäuche der Menschen erreichen, und nicht neue Steuern erfinden.“

Alois Stöger, SPÖ-Politiker und österreichischer Gesundheitsminister, zur Diskussion um die Einführung einer Extrasteuer für fette Lebensmittel

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