© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Meldungen

Moralische Versuchung der Euro-Schuldenunion

ESSEN. Der Makroökonom Ansgar Belke hat eindringlich vor einer gemeinschaftlichen Haftung für Staatsschulden der Euro-Länder gewarnt. Entsprechende Forderungen hätten in der Euro-Krise zwar Hochkonjunktur, aber in nahezu allen Varianten seien die „Probleme der moralischen Versuchung“ offensichtlich, erklärte der VWL-Professor von der Universität Duisburg-Essen in der FAZ. „Vor allem aber wird die von den Befürwortern vertretene Sichtweise, daß die Länder, die heute schwach sind, morgen stark sein werden und umgekehrt, nicht durch die makroökonomische Evidenz gedeckt.“ Eine Vergemeinschaftung der Schulden löse nicht das Hauptproblem der gegenwärtigen Euro-Krise, „denn der Kern des Problems ist der längerfristige Investorenstreik gegenüber den südlichen Euro-Ländern“, so Belke. Angesichts dieses Versiegens der grenzüberschreitenden Kapitalflüsse gehe für einige südliche Euro-Länder kein Weg daran vorbei, ihr Leistungsbilanzdefizit zu schließen. Der individuelle Verschuldungsspielraum für ein Land falle innerhalb der Euro-Zone deutlich geringer aus als außerhalb: „Man kann den Spielraum aber nicht durch eine Schuldenvergemeinschaftung in der Euro-Zone hebeln, da die Risiken strukturell ungleich verteilt sind.“ (fis)

 

„Euro vom Virus der Entgrenzung befallen“

BONN. Der Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel hält den Euro für ein ideologisches Projekt, das zum Scheitern verurteilt ist. „Auch er ist vom Virus der Entgrenzung befallen, unter dem heute so viele Lebensbereiche leiden. Ob Managergehälter, Gütermengen oder staatliche Leistungen – alles wurde entgrenzt, und kaum einer bedenkt noch die Folgen“, erklärte der Chef der Stiftung „Denkwerk Zukunft“ in der FAZ. „Ob das, was da zusammengebunden wurde, auch zusammenpaßt, wurde nicht gefragt und durfte auch nicht gefragt werden. Dafür zahlen wir jetzt einen hohen Preis“, erläuterte Miegel. Ökonomische und fiskalische Rettungsmaßnahmen würden in der Euro-Krise wenig bewirken: „Sie können mentale und kulturelle Unterschiede bestenfalls ein wenig kaschieren; beseitigen können sie sie nicht.“ (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 1.192.000 Personen  ist die Zahl der Selbständigen in freien Berufen im ersten Halbjahr 2012 in Deutschland angestiegen. Das sind 431.000 (36 Prozent) mehr als noch vor zehn Jahren. Im Vergleich zu 1996 hat sich ihre Zahl sogar mehr als verdoppelt. (Quelle: Institut für freie Berufe)

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