© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Aufgeschnappt
Feindbild Rosa
Matthias Bäkermann

Vorbei ist’s mit den rosa Kitschwelten, denen auch heute kleine Mädchen so obstinat anhängen: Bei Harrods im feinen Norden Chelseas sind Barbie, Hello Kitty, Hannah Montana oder Prinzessin Lillifee künftig keine gerngesehenen Gäste mehr. Die erste Adresse der Londoner Warenhäuser hat nämlich aufwendig seine Spielzeugabteilung umgestaltet. Das teuer gestaltete „Toy Kingdom“ ist nun in rot-weiß oder diversen Gelbtönen gestaltet, einige Abteilungen strahlen mit ihren dunklen Hölzern sogar das Flair eines viktorianischen Gentlemen’s Club aus. Diese Neugestaltung des knapp 2.500 Quadratmeter großen Spielzeug-Königreiches ist jedoch politisch (Gender Mainstreaming) motiviert.

Diese erste „geschlechtsneutrale“ Spielzeugabteilung will „den antiquierten Blick“ überwinden, der sich an typischen Jungen- und Mädchenvorlieben orientierte und damit – böse, böse! –„geschlechtliche Rollenmuster verstetigte“. Daher werden Rosa oder Blau gemieden, Puppen, Pferdchen, Autos oder Actionfiguren „themenbezogen“ geordnet, das heißt letztlich bunt gemischt. Etwas Unsicherheit, ob sein „Toy Kingdom“ neben den Gender-Lobbyisten künftig auch seine Hauptzielgruppe Kinder begeistert, beschleicht Harrods-Direktor David Miller aber doch: „Wir sind uns des Risikos bewußt, derart mit den Traditionen zu brechen“, bekennt er im britischen Guardian.

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