© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Mäh!
Der Fortschritt kennt keine Grenzen: Schafe warnen ihre Hirten vor Wölfen
Richard Stoltz

Schafe bevorzugen SMS. Man hat es geahnt, aber jetzt hat sich die Wissenschaft in Gestalt des Schweizer Biologen Jean-Marc Landry zu Wort gemeldet und den Beweis geliefert

Landry hat den Hammeln einiger Schafherden Apparate eingepflanzt, die bei der Annäherung von Wölfen so gewaltig ausschlagen, daß der Ausschlag digitalisiert und auf das Handy des Schäfers übertragen werden kann. Der Schäfer wird also von seinen eigenen Schafen per SMS vor den Wölfen gewarnt. Der technische Fortschritt ist unaufhaltbar.

Was das Ganze aber soll, bleibt Landrys Geheimnis. Bisher witterten die Hunde der Schäfer die Annäherung von Wölfen rechtzeitig und zuverlässig; jetzt werden diese klugen und mutigen Hunde durch Schafsköpfe ersetzt, die ihre Angst via SMS an die Schäfer weitergeben. Ist das wirklich billiger und rationeller?

Wie sagt das Sprichwort: Ein Hammel macht noch keine Herde. Hinzuzufügen wäre: Auch digitalisierte Oberhammel machen keine Herde, eher schaden sie ihr, etwa wenn der Schäfer vergessen hat, sein Handy einzuschalten oder der Akku mal wieder gerade leer ist.

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