© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Haltungsnote
Deutschlands Seebär Nummer eins
Christian Schwiesselmann

Das feine kleine Schiff mit deutscher Flagge“, nannte Andreas Jungblut die MS ‘Deutschland’ in einem Interview 2008. Damals ahnte der altgediente Kapitän nicht, daß es jemand wagen könnte, das aus der gleichnamigen ZDF-Fernsehserie bekannte „Traumschiff“ unter anderer als schwarzrotgoldener Flagge fahren zu lassen. Als die Reederei Peter Deilmann im Mai 2012 laut darüber nachdachte, das einzige Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge aus Kostengründen im „Schiffsregister der Mittelmeerinsel Malta zu führen“, meuterte Jungblut nach 27 Jahren treuer Pflichterfüllung gegen seinen Arbeitgeber. „Das ist so, als würde man das Brandenburger Tor an die Chinesen verkaufen“, kritisierte der 59jährige die geplante Ausflaggung. Man wechsle eine Flagge nicht wie ein Unterhemd, wandte er sich an Bundespräsident Joachim Gauck. Er und die Besatzung des Schiffs seien sicher, auch künftig wirtschaftlich unter deutscher Flagge fahren zu können.

Die Reederei reagierte schroff und beurlaubte den Herrn über 280 Mann Besatzung und 16.750 PS kurzerhand. „So etwas gab es noch nie“, mobilisierte Jungblut in der Bild Widerstand. Eine Woge der Empörung überwältigte schließlich die Reederei, die mit der Verlegung des Heimathafens von Schleswig-Holstein nach Malta vor allem das deutsche Tarifrecht umschiffen wollte. Sie ließ ihre Sparpläne am „Grandhotel auf See“ (O-Werbeton) fallen.

Für Jungblut ein Grund zum Feiern: „Das ist ein Traumtag für das Traumschiff! Die MS ‘Deutschland’ bleibt deutsch mit deutscher Flagge! Der ganze Einsatz hat sich gelohnt. Ich möchte meiner Mannschaft einfach nur ‘Herzlichen Glückwunsch!’ sagen. Es ist gut, daß dieser Unfug jetzt endlich vorbei ist“, jubilierte der 1,89 Meter große Kreuzfahrer, der tapfer wie ein Kreuzritter für seine Sache kämpfte.

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