© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Umwelt
Turbo fürs Schnitzel
Michael Howanietz

Fleisch muß reifen. Für Rindfleisch gilt zweiwöchiges Abhängen als Standard. Diese Frist will die Lebensmittelindustrie verkürzen, weil Kühlhauskapazitäten fehlen. Deshalb rief die EU ein für zwei Jahre anberaumtes Projekt ins Leben, an dem sieben Partner aus drei Ländern beteiligt sind. Als Weichmacher soll demnach die Stoßwellentechnologie eingesetzt werden. Ein Druckwellen ausstoßender Metalldraht sorgt für kleine „Detonationen“, die das Fleischgewebe „auflockern“. Dadurch sei eine Verkürzung der Abhängdauer auf eine Woche möglich, erklären die Mikrosprengmeister vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (Ofi). Ob dies Einfluß auf die Nährstoffgehalte des Fleisches hat, ist noch unklar. Fest steht indes, daß ein Fünftel der Vakuumverpackungen, in die das Fleisch nach der Schlachtung verpackt wird, den Eingriff nicht unbeschadet übersteht. Das dürfte problematisch sein.

Ein weiterer Aspekt, der wesentlich sein sollte, wird in den Testverfahren unergründet bleiben: Was lebt, enthält Wasser. Wasser speichert und transportiert Informationen. Es ist somit eine wesentliche Interaktionsplattform des Lebens. Wie die Art seiner Fütterung, seiner Haltung, seines Transports und seiner Schlachtung Auswirkungen auf den Konsumenten haben, haben das mutmaßlich auch die über den Wassergehalt des Tieres übermittelten Informationen. Beobachtungen dazu werden gerne als esoterischer Humbug abgetan. Sie sind es aber nach vielfachen Studien zum Wasser und seinem faszinierenden Verhalten, seiner Wandlungs- und Kommunikationsfähigkeit, nicht. Angesichts evidenter Problemstellungen durch genveränderte Futtermittel, Nanotechnik und inflationären Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung werden weitere Denaturierungsmaßnahmen den Appetit auf Schnitzel kaum erhöhen.

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