© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Frisch gepresst

Piraten. Noch immer warten die Deutschen darauf, daß ihnen jemand die Piraten richtig erklärt. Der Politikwissenschaftler Stefan Appelius und der Focus-Reporter Armin Fuhrer haben dieses Projekt in Angriff genommen und ein umfassendes Buch über die neue Partei geschrieben. Die Protagonisten werden porträtiert. Einen solchen Überblick über die führenden Köpfe hat es noch nicht gegeben. Das Buch ist ebenso wohlwollend wie flott geschrieben. Für beide Attribute gilt: Weniger wäre mehr gewesen. Die Autoren sparen eisern mit Kritik, zum Beispiel an den sozialistischen Positionen, die sich in der Partei breitmachen – vom Bürgergeld über die Umsonstmentalität bis hin zum stalinistischem Kampf gegen Rechts. Und es wurde derart schnell zusammengeschrieben, daß sich Informationen doppeln, manchmal auf ein und derselben Seite, in Absätzen gleich hintereinander. In ihrer Einschätzung sind die Autoren zuversichtlich, daß sich die Piraten durchsetzen werden, wenngleich ein Scheitern wie in Schweden nicht ausgeschlossen werden kann. (rg)

Stefan Appelius, Armin Fuhrer: Das Betriebssystem erneuern. Alles über die Piratenpartei. Berlin Story Verlag, Berlin 2012, broschiert, 334 Seiten, 19,80 Euro

 

Freikorps. Wer sich bezüglich der Geschichte der deutschen Freikorps mit zeitgenössischer Literatur versorgen will, mußte dafür in der Regel tief in die Tasche greifen. Viele der Überblicksdarstellungen, Chroniken und Erlebnisberichte einzelner Freikorpsführer gelten als vergriffen und sind für Sammler nur selten auf dem Antiquariatsmarkt zu bekommen. Seit einigen Jahren gibt es jedoch Verlage, die sich auf die Veröffentlichung von Faksimile-Exemplaren seltener Freikorpsliteratur spezialisiert haben. Exemplarisch steht hier der Berg-Verlag. Auf diesem Feld versucht sich nun auch der LK Medien-Vertrieb, der die Darstellung „Freikorps greift an!“ des Oberland-Kämpfers Karl-Günther Heimsoth von 1930 über die Kämpfe in Oberschlesien im Mai und Juni 1921 mit der Erstürmung des Annabergs der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht hat. Bei der ebenfalls dort erschienenen Neuauflage von „Oberland greift an!“ aus dem Jahr 1921 (Heilbronn 2011, broschiert, 36 Seiten, 5,80 Euro) hätte man allerdings auch gerne ein paar Euro mehr investiert, um dafür eine weniger lieblose Version über den Einsatz des Freikorps Oberland in Oberschlesien 1921 in den Händen zu halten. (krk)

Karl-Günther Heimsoth: „Freikorps greift an!“ LK Medien-Vertrieb, Heilbronn 2012, gebunden, 92 Seiten, 15,40 Euro

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