© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Frisch gepresst

Michael Wolffsohn. Die von den beiden Historikern Thomas Brechenmacher und Tobias Grill vorgelegte Sammlung ausgewählter Essays Michael Wolffsohns anläßlich dessen 65. Geburtstag bildet einen anschaulichen Querschnitt der bisherigen Forschungsschwerpunkte des Wissenschaftlers. Seine „deutsch-jüdischen Blicke auf das 20. Jahrhundert“ beinhalten Aufsätze aus 23 Jahren zu deutscher Erinnerungspolitik, Israels Rolle im Nahen Osten sowie zur Problematik der deutsch-israelischen Beziehungen, die dem regelmäßigen Wolffsohn-Leser wenig Neues bieten werden, dafür aber allen anderen in komprimierter Form einen Zugang zu Sichtweisen des prominenten Bundeswehrhistorikers ermöglichen. Einige der Aufsätze sind freilich schon überholt, wie eine Darstellung über Spannungsfelder im Nahostkonflikt von 1990, selbst wenn sich oberflächlich die politische Spannungslage in Nahost nur wenig verändert hat. Auch wenn Wolffsohns Rhetorik allzuoft an die üblichen Schuldkultfloskeln erinnert, vermitteln seine Texte doch glaubhaft, daß der Gedanke der Versöhnung von Juden und Nichtjuden seine Herzensangelegenheit ist. (tb)

Thomas Brechenmacher, Tobias Grill (Hrsg.): Michael Wolffsohn. Über den Abgrund der Geschichte hinweg. Olzog-Verlag, München 2012, gebunden, 238 Seiten, 29,90 Euro

 

Abtreibungen. Martina Kempf deckt in ihrem Buch eindringlich die Schattenseiten der vermeintlichen Liberalisierung des Abtreibungsrechts in den 1970er Jahren auf, die bis heute als Errungenschaft der Emanzipationsbewegung gefeiert wird. Die Autorin legt anhand der Schilderungen von Einzelschicksalen und der Auswertung von Beratungsgesprächen dar, daß ein Großteil der Abtreibungen durch den massiven Druck des direkten sozialen Umfelds erfolgt. Insofern widerlegt sie die weitverbreitete These, daß es sich beim Schwangerschaftsabbruch um eine Erweiterung der persönlichen Freiheit von Frauen handeln muß. Darüber hinaus zeigt Kempf die psychischen und medizinischen Folgen vorgeburtlicher Kindestötungen für die Betroffenen auf, die unter dem Begriff „Post-Abortion-Syndrom“ subsumiert werden. Einen hoffnungsvollen Ausblick, deshalbt untertitelt sie ihr Werk als „Mutmachbuch“, bieten die Schilderungen von Müttern, die sich trotz widriger Umstände für ihr Kind entschieden haben. (spe)

Martina Kempf: Frauenfeindlich. Wie Frauen zur Ungeborenentötung gedrängt werden. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2012, broschiert, 223 Seiten, 16,90 Euro

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