© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/12 13. Juli 2012

Umwelt
No, thanks!
Christian Baumann

In seiner im Juni zu Ende gegangenen 15jährigen Amtszeit als Bauernverbandspräsident hat sich Gerd Sonnleitner nicht nur für den Erhalt unserer mittelständischen Landwirtschaft mit ihren 350.000 Bauernfamilien stark gemacht, sondern sich auch gegen eine „Amerikanisierung“ des Agrarbereiches gewandt. Damit war nicht nur die Gefahr gemeint, daß einige wenige, von Investmentfonds gesteuerte Großbetriebe die Branche dominieren. Es war auch eine Ablehnung von Steaks von hormongespickten Mast­rindern und von mit Antibiotika geschwängerten Schweinen und Puten auf dem Teller. Es war eine Absage an Milch und Käse von Turbokühen und Tierfabriken, deren Grenzen mit dem Horizont verlaufen, sowie ein klares Nein zu genmodifizierten Wunderpflanzen.

Das sieht US-Agrarattaché Paul Spencer natürlich völlig anders. Die „Amerikanisierung der Landwirtschaft“ sei nur „ein politisches Schlagwort“. Deutschland und Europa seien mit ihrer Ablehnung von Agrar-Biotechnologien zu einer Insel geworden. Nicht zu rechtfertigen sei speziell die gegenwärtige EU-Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen (GVO) bzw. deren Bestandteile in Nahrungsmitteln. Ein Verbot von Lebensmitteln, die unter Einsatz natürlicher Nachkommen geklonter Zuchttiere hergestellt wurden, käme laut Spencer einem EU-Importverbot gleich und würde von Washington „nicht akzeptiert“. Auch deutsche Bestrebungen, den Eiweißbedarf über den eigenen Anbau von GVO-freien Futterpflanzen sicherstellen zu wollen, sind ein Dorn im Auge des US-Diplomaten, würde dies doch die Verkaufschancen von amerikanischem GVO-Soja beeinträchtigen. Solch Säbelrasseln ist sehr ernst zu nehmen – doch es gibt eine unschlagbare Verteidigungswaffe: den mündigen Käufer, der über derlei US-Delikatessen nur die Nase rümpft, denn vor den unerschütterlichen Gesetzen des Marktes müssen selbst die mächtigen USA kapitulieren.

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