© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Die sanfte Umarmung“, JF 27/12

„Friedenswährung“ mit Folgen

Ein neuer Weltkrieg hat längst begonnen, nur scheint es niemand wahrnehmen zu wollen. Wie schön, daß er dieses Mal vorerst nur Geld kostet!

Dr. med. Manfred Budde, München

 

Zurück zum einstigen Ziel

Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die westlichen Siegermächte – namentlich die Briten unter Churchill – ihr langjähriges und erklärtes Ziel vorläufig auf, die kontinentale Wirtschaftsmacht Deutschland zu vernichten. Man benötigte damals die bundesdeutschen Streitkräfte als Bollwerk gegen den ehemaligen Verbündeten im Osten. Seit diese Bedrohung scheinbar nicht mehr existiert, vollzieht man nun das ursprüngliche Ziel. Die EU ist dafür der Hebel und die aus der „Reeducation“ entstandene politische Elite in der BRD ist dafür das willfährige Werkzeug.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: „Kalter Staatsstreich“ von Thorsten Hinz, JF 27/12

Versailles 2.0 liegt in Brüssel

Warum wurde der jüngste Gipfel der EU eigentlich nicht gleich in Versailles abgehalten? Frau Merkel hätte dann auch nicht teilnehmen müssen.

Dr. Ira Brilla-Austenat, Berlin

 

Schicksalsschwere Lethargie

Wieder beweist Thorsten Hinz Übersicht und Sachkenntnis. Auf bewährte Weise gibt er in klarer, mutiger Sprache auch den in ihren Dimensionen unfaßbaren Ereignissen eine faßbare Struktur. Ach, hätten wir doch in unserer selektierten und auf Konformität getrimmten Presselandschaft mehr solcher Köpfe! Mehr noch: Hätten wir doch in unserer Informationsgesellschaft eine Kultur des freien, produktiven Diskurses, auf daß sich der Nebel in den Köpfen lichte, auf daß diese schichsalsschwere Lethargie in unserem Land endlich aufgebrochen werde! Denn die Idee, das Wahrnehmen von Realitäten, kann erst die politische Kraft zur Veränderung entfalten, wenn sie eine kritische Anzahl von Köpfen erreicht. Auch das gehört zur wahrgenommenen Realität und trübt die Prognose.

Dr. med. Horst A. Hoffmann, Kiel

 

Europa steht vor dem Bankrott

Nach der Unterzeichnung des von Merkel propagierten ESM-Vertrags haftet Deutschland für die Schulden der gesamten EU. Dies ist unverantwortlich und faktisch ein Wirtschaftsverbrechen. Wegen der Euro-Krise denkt England inzwischen laut über einen Austritt aus der EU nach. Deutschland wäre gut beraten, wenn es ebenso dächte. Denn Europa steht vor dem Bankrott, auch wenn es viele beschränkte Politiker nicht wahrhaben wollen. Deutschland verschläft seine Zukunft im Fußballfieber. Jetzt muß endlich eine Volksabstimmung über Euro und EU her!

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Die Sache mit der Fahne“ von Dieter Stein, JF 26/12

Bis heute Metternichs Erben

Es ist nicht zu fassen, daß diejenigen, die unsere Fahne schänden, von seiten des Staates nicht belangt werden. Aber was will man von den Erben Metternichs anderes erwarten? Denn die Herrschenden selbst verhöhnen die deutschen Farben, indem sie all das, was diese verkörpern, Selbstbestimmung, Einigkeit, Recht und Freiheit, mit Füßen treten, Land und Volk der Ausplünderung überantworten und die wohl nie gekannte Souveränität ihrem EU-Wahn opfern.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

Vaterlandslose Gesellen

Zur Patriotismus-Debatte gehört auch die Frage der Nationalhymne. Der Argumentation, daß einige Spieler der Nationalmannschaft das Lied der Deutschen nicht mitsingen, weil Deutschland nicht ihr Vaterland sei, kann man durchaus folgen. Es ergibt sich daraus aber zwingend die Frage, ob die solchermaßen argumentierenden Mitbürger nun diese Spieler nicht auch als vaterlandslose Gesellen bezeichnen müßten.

Eike Blum, Remscheid

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Deutschland ist schön!“, JF 25/12

Ade, mein lieb Heimatland

Die heimliche Liebe der Deutschen zu ihrem Land ist plötzlich da, wenn Fußball gespielt wird? Wenn uns zur Motivation für ein normales Selbst- und Nationalbewußtsein an erster Stelle nichts anderes einfällt als ein total kommerzialisiertes Ballspiel, dessen Auftritte als Vorbild wohl auch nicht immer taugen, dann ade, du mein lieb Heimatland.

Joachim E. K. Schliemann, Aumühle

 

 

Zu: „‘Ich bitte um Verzeihung’“, im Gespräch mit Merrit Drucker, JF 26/12

Genugtuung nach 67 Jahren

Mit großem Interesse habe ich die Berichte über die Zustände in den sogenannten Rheinwiesenlagern im Frühjahr 1945 gelesen. Auch ich befand mich 1945 in einem dieser Lager, in Bretzenheim bei Bad Kreuznach. Mit 74 Kilogramm wurde ich (Jahrgang 1926) eingeliefert und nach Monaten – kurz vor dem Hungertod – mit 48 Kilogramm entlassen. Der Tod hielt in diesem Lager reiche Ernte. Ich empfinde etwas Genugtuung, wenn nach nunmehr 67 Jahren ein hoher US-Offizier sich bei denen entschuldigt, die damals der Siegerrache ungeschützt ausgesetzt waren.

Erich Hirsch, Kirchheimbolanden

 

Gerettet durch Mantel des Toten

Als Zeitzeuge (88 Jahre) kann ich die Ausführungen vollständig bestätigen. Im April 1945 wurde das Lager von Remagen gegründet, bis zum Sommer hausten wir dort in Erdlöchern, die wir uns mit Blechdosendeckeln gegraben hatten. Nach der Auflösung des Lagers folgte der Aufenthalt im Lager Sinzig. Nach der Übernahme durch die Franzosen ging der Transport ins Lager Andernach. Als auch dieses aufgelöst wurde, ging es weiter nach Épinal in Nordfrankreich. Hier lagen wir auf dem nackten Betonboden und bekamen täglich nur einen kargen Kanten Brot. Es gab viele Hungertote. Ich hatte das Glück, daß ich mir von einem Toten einen Mantel hatte aneignen können.

Ernst Voges, Hannover-Kirchrode

 

Keine „Versorgungsengpässe“

Mein Vater lag beim Zusammenbruch im April 1945 in der „Westschule“ in Jena, die kurzzeitig als Lazarett diente. Die Verwundung (Splitter im rechten Ellenbogengelenk mit Entzündung und späterer Steifheit) hatte er als Regimentskommandeur im Range eines Obersten bei der Invasion in der Normandie erhalten. Bevor die US-Amerikaner im Juli 1945 Thüringen an die Sowjets übergaben, räumten sie das Lazarett. Ich sehe noch heute den Elendszug dieser Verwundeten, die zum Sammelpunkt, dem örtlichen Lyzeum, marschieren mußten. Dort übergab mir mein Vater, der das Bevorstehende wohl ahnte, seinen Ehering, mit dem Auftrag, ihn unserer Mutter zu übergeben. Die spätere Suche nach dem Verbleib der „Gefangenen“ verlief ergebnislos. Sie waren mit unbekanntem Ziel abtransportiert worden.

Mein Vater, Jahrgang 1895, Kriegsfreiwilliger 1914 und Offizier noch der Alten Armee, hat später von sich aus niemals über seine Gefangenschaft gesprochen. Jahre später antwortete er mir sehr kurz und einsilbig auf meine ausdrücklichen Fragen nach seiner Gefangenschaft im Lager Kreuznach/Bretzenheim folgendes: „Wir lagen neun Wochen im strömenden Regen auf dem blanken Acker; 14jährige Hitlerjungs und 60jährige Volkssturmmänner verreckten in ihrem eigenen Kot; eine Frau, die Brot über den Stacheldrahtzaun werfen wollte, wurde beschossen; das Angebot eines Bürgermeisters aus einem Nachbarort, sein Festzelt für die Kranken und Schwachen aufzustellen, wurde abgelehnt; dem oberschenkelamputierten Infanteriehauptmann, dem man einen leeren Marmeladeneimer beschafft hatte, wurde dieser weggenommen – er stand wie ein Storch im Schlamm; es gab Männer, die ihren Ehering für eine letzte Zigarette anboten, dann wollten sie „Schluß machen“.

In dem Buch des amerikanischen Diplomaten Robert Murphy „Diplomat Among Warriors“ („Diplomat unter Kriegern“) spricht der Autor bezüglich der Rheinwiesen von amerikanischer „Selbstjustiz“. Deren Opfer liegen zu Zigtausenden auf den umliegenden Ehrenfriedhöfen. Doch deutsche zeitgenössische Historiker pflegen bis heute von „Versorgungsengpässen“ zu reden.

Reinhard Uhle-Wettler, Brigadegeneral a.D., Timmendorfer Strand

 

 

Zur Meldung: „Abtreibungen: ‘Anstieg ist alarmierend’“, JF 26/12

Kuh- und Menschenkinder

Dieser Anstieg geht mit einem Sensibilitätsverlust einher, der absurde Blüten treibt. Zum Beispiel – in ein und derselben ZDF-Sendung „Hallo Deutschland“ (26. Juni 2012) – zunächst ein Bericht, in dem Barbara Rütting protestierend das Schicksal von Kälbern beklagt, die ihr frikassiert beim ZDF-Frühstücksfernsehen serviert wurden (sie spricht von „Kuh-Kindern“), dann, wenige Minuten später, ein Bericht über Feministinnen – womöglich aus Rüttings Partei? –, die empört gegen christliche Abtreibungsgegner zu Felde ziehen. Gibt es eine beredtere Illustration des perversen Zeitgeistes als dieses absurde Nebeneinander?

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Pankraz, die Kuratorin und das Aus für die Kunst“ & „Die Signatur steht immer unten“, JF 26/12

Gipfel eines riesigen Müllberges

Beide Artikel ergeben ein bezeichnendes Bild dessen, was heute als Kunst verstanden wird, geschweige denn als „bildende“. So dachte ich im ersten Moment, daß dem Seitengestalter bei der Einfügung des Baselitz-Bildes ein Fehler unterlaufen ist. Daß sich Künstler und Betrachter nunmehr an der Signatur – immer rechts unten – orientieren sollen, ist sicher ein Ausweg, war mir aber so auch nicht geläufig. Von der Documenta sind mir noch vom Deutschlandfunk die Elogen der Eröffnungsfeiern und Erstbegehungen im Ohr, welch gewaltiger und bedeutender Kontrapunkt dort arrangiert worden sei – der Gipfel aller bisherigen Veranstaltungen. Ich finde es den Gipfel eines riesigen Müllberges. Ich finde, dies dürfte mit keinerlei Steuergeldern in irgendeiner Form gefördert werden. Wenn ein Kunstwerk sich nicht aus sich selbst erklärt, dann ist es keins!

Hans Püschel, Krauschwitz

 

 

Zu: „Der lachende Dritte war bereit“ von Klaus Hornung, JF 26/12

Die Geschichte ist weiblich

Eine kleine Anmerkung zu der sonst vorzüglichen Rezension des Buches „Die Rote Walze“: Der „russische Historiker“ war eine Frau, Tatjana Semjonowna Buschuewa. Sie hatte den Text der Stalin-Rede vom 19. August 1939 gefunden und publizierte ihn erstmals in der Zeitschrift Nowyj Mir 12/1994 (S. 230–237).

Olaf Haselhorst, Hamburg

 

 

Zu: „Den Sonderweg in die Gegenwart verlängern“ von Thorsten Hinz, JF 25/12

Springfield läßt grüßen

Beim Lesen des Artikels und Betrachten des Bildes mußte ich unwillkürlich an den miesepetrigen und einflußreichen Misanthropen und Opportunisten Mr. Burns aus den „Simpsons“ denken. Ohne seinen servilen Handlanger auf sich alleine gestellt, erweist er sich jedesmal als hilfloses, altes kleines Würstchen.

Oliver Keller, Großbeeren

 

 

Zu: „Laien und Lakeien“ von Wolfgang Ockenfels, JF 25/12

Fellay und Küng auf Augenhöhe

Wenn die Piusbruderschaft Ratzinger als Papst anerkennt, muß sie ihm immer in allen Angelegenheiten, die den Glauben, die Sitten, die Kirchenzucht und die Regierung der Kirche betreffen, gehorchen, so wie es das Dogma des Primats des Papstes vorschreibt. Wenn die Piusbrüder der Ansicht sind, man muß einem Papst nicht immer, sondern nur wenn er konform mit der Tradition handelt, gehorchen, leugnen sie dieses Dogma und sind damit Häretiker. Der Ersatz-„Papst“ Fellay ist um kein Deut besser als der Möchtegern-„Papst“ Hans Küng.

Thomas Waibel, Deggendorf

 

 

Zu: „Willkür gegen Andersdenkende“ von Dieter Stein, JF 23/12

Schwarzer Kiyak-Kanal

Glückwunsch an Mely Kiyak, Sarrazin sei nicht mehr als eine „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“, die Fernsehgebühren verplempere. Besser hätten es der Stürmer und Schnitzler im Schwarzen Kanal auch nicht ausdrücken können. Kiyak hat es geschafft, die Grenzen aufzuheben, wir schwimmen wieder im gleichen Fahrwasser. Schlimm ist, daß das „unser demokratischer Staat“ nicht merkt, obwohl die Furt längst gegraben ist.

Fritz Fischer, Bremen

 

 

Zu: „Frisch gepreßt: Landesverrat“, JF 23/12

Mißverständnis ausgeräumt

Die JF nimmt für sich in Anspruch, Sachwalter der Männer des 20. Juli 1944 zu sein und somit auch für die militärische Widerstandsbewegung im Dritten Reich. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die entsprechenden Bücher Ihres Hauses. Mit dieser Rezension aber paßt das nicht zusammen. Da liest man unter anderem in „Helden der Nation“, Tresckow sei Held und Vorbild gewesen. Jetzt ist er in Ihren Augen ein Verräter. Die Putschisten wußten von den unglaublichen Untaten des NS-Regimes. Philipp von Boeselager hat das in seinen Memoiren eindeutig geschildert.

Hätten denn mit einem Gelingen der Offensiven 1941/42 und einem Sieg im Zweiten Weltkrieg durch das Dritte Reich die Untaten und Schweinereien von deutscher Seite plötzlich aufgehört? Die Bücher des Grabert-Verlages weisen immer eine bestimmte Tendenz auf. Mit der Besprechung „Lauter Dolchstöße“ in der JF-Ausgabe 25/12 haben Sie dieses Mißverständnis ausgeräumt.

Bernd Daushardt, Hollenstedt

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