© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Vorlesungen an der Massenuniversität: Permanente Überforderung
Stimulation durch Ausnahmetalente
(wk)

Typisch für die heutige Universitätslandschaft sind instruierende Massenvorlesungen. Hier sind routinierte, aber zumeist blasse Repräsentanten des hochschuldidaktischen Mainstreams am Werke, welche hochverdichteten Wissensstoff anbieten. Und das erfreut durchaus auch die meisten Studenten, weil diese hoffen, sich durch den Besuch solcher Inszenierungen lästige eigenständige Recherchen und Reflexionen zu ersparen. Allerdings zeigen neuere Erkenntnisse der Neurowissenschaften, daß es in der klassischen Vorlesung zu einer permanenten Überforderung der Zuhörer kommt, weswegen letztlich nur ein Bruchteil der vermittelten Informationen im Langzeitgedächtnis ankommt und verbleibt. Hierauf verweist der Bonner Politikwissenschaftler Klaus Günther (Forschung und Lehre, 6/12) und schlägt als Ausweg vor, die Vorträge charismatischer Ausnahmetalente mit herausragenden didaktisch-rhetorischen Fähigkeiten, welche die Zuhörer geistig weit besser zu stimulieren vermögen, in seminarförmig verlaufende Lernprozesse „einzuspeisen“. Dabei läßt er allerdings offen, wo im deutschen Hochschulbetrieb solche nichtmediokren Personen zu finden sein sollen. Schließlich sind die entsprechenden Stellen heutzutage vorrangig mit fad-glatten Netzwerkern, Publikationsakrobaten und Drittmitteleinwerbern besetzt.

www.forschung-und-lehre.de

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