© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/12 29. Juni 2012

Haltungsnote
Heavy-Metal-Dämmerung
Christian Schwiesselmann

Schnell, hart und laut.“ So bewirbt Heavy-Metal-Legende Joey DeMaio das neue Album von Manowar. Der Baßgitarrist hält die Deutschen für ein intelligentes Völkchen und das nicht nur, weil sie zuerst auf die Idee kamen, Wodka und das Wachmacher-Getränk Red Bull zusammenzumischen. Der Hauptgrund dürfte in der notorischen Richard-Wagner-Begeisterung des 58jährigen US-Amerikaners mit dem italienischen Namen liegen. „Er war cleverer und intelligenter als seine Zeitgenossen. Musikalisch war er brillant. Er hatte mehr auf dem Kasten als all die Leute, die Theater und Opern gebaut haben“, schwärmte DeMaio kürzlich im Interview mit n-tv.de.

Der Musiker, der seine Karriere als Pyrotechniker der Heavy-Metal-Pioniere „Black Sabbath“ begann, verfügte in jungen Jahren nur über kümmerliche musikalische Ausdrucksmittel. Anfang der 1970er Jahre tourte er mit dem Broadway-Musical Godspell durch das Land, bis der Orchesterchef ihm ein Buch über Richard Wagner zu lesen gab. Seitdem ist der mit seinen langen Haaren indianisch anmutende DeMaio erster Prediger des Bayreuther Komponisten. Nicht Black Sabbath, sondern Wagner habe Heavy Metal erfunden, zählte er das 1813 geborene Operngenie schon 2005 in der taz zu seinen Vorbildern. Um mehr „Power“ in die klassische Musik zu bringen, habe dieser die Bässe in der Oper verdoppeln lassen und die Leute dazu gebracht, auf Ambosse einzudreschen.

Der Gründer der New Yorker Heavy-Metal-Band Manowar (1982) hat es selbst immerhin zum Chef eines eigenen Labels, Magic Circle Music, gebracht und es natürlich nach Wagners „Ring des Nibelungen“ getauft. In seinem Tonstudio „Haus Wahnfried“ setzt DeMaio nun selbst Töne und promoviert erfolgreich Bands wie Rhapsody of Fire und HolyHell.

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