© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/12 29. Juni 2012

Grüße aus Rom
„To Rome with Love“
Paola Bernardi

Rom ist und bleibt ein geschichtsmächtiger Magnet, der die Massen anzieht, speziell die Deutschen. Ob nun Könige oder Künstler, Dichter oder Komponisten, Historiker oder Philosophen, Generäle oder Diplomaten, alle kamen in die Ewige Stadt. Auf alle übt Rom eine besondere Faszination aus, die bis heute anhält und in den Massentourismus der Low-cost-Herden einmündet, die die Straßen bevölkern. Mag die Stadt auch im kreativen Chaos versinken – gewürzt mit Streiks und Demonstrationen in der Zeit der Krise.

Doch nun bekommen die Deutschen Konkurrenz in ihrer Liebe zur Ewigen Stadt und zwar durch die Amerikaner. US-Starregisseur Woody Allen hat mit seinem jüngsten Film „To Rome with Love“ eine reine Liebeserklärung an Rom und seine Bewohner abgegeben und einen wahren Boom ausgelöst. „Amerikaner haben einen äußerst herzlichen Eindruck von Italien“, schwärmte er bei der Präsentation seines Films. Rom betrachteten sie als „ungeheuer warmen, unbeschwerten Ort zum Leben, einen wahren Ort der Lebensfreude“, so Allen.

Diese sonnige Einschätzung angesichts der aktuellen Finanzkrise mit ihren herben Einsparungen, die alle derzeit erleiden müssen, stieß bei den Italienern auf manche Kritik. Doch der Regisseur blieb stur bei seiner neu entdeckten Liebe zu Rom. Auch die New York Times pflichtete ihm bei, erkor jetzt Rom als den idealen Ort zum Leben. Die Folge: Rom ist jetzt plötzlich „in“, vor allem bei den Hollywood-Stars.

Ein wahrer Run auf Wohnungen und Residenzen hat eingesetzt: So kaufte sich der US-Star Willem Dafoe in Rom ein Attico. Sein Kollege Alec Baldwin ist noch auf der Suche, er bevorzugt den römischen Stadtteil Monti. Dustin Hoffman verhandelt derzeit am Campo de’ Fiori, und Sharon Stone („Basic Instinct“) zieht es mehr in den feinen römischen Vorort Parioli. Orlando Bloom („Fluch der Karibik“) hat sich eine neue Bleibe im Grünen, in den Castelli Romani, gesucht, und der internationale Regisseur Ferzan Ozpetek ist im Stadtteil Ostiense seßhaft geworden. Während die reichen Italiener sich ins Ausland flüchten, in London, Berlin und München Eigentumswohnungen kaufen, um den hohen Steuern zu entgehen, die Ministerpräsident Monti nun auf alle Immobilien erhoben hat, profitieren die amerikanischen Neu-Römer von den niedrigeren Preisen auf dem Wohnungsmarkt, denn der ist bereits um 20 Prozent eingebrochen.

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