© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/12 29. Juni 2012

Horst Wawrzynski. Der bekennende Rechte will für die CDU Leipziger OB werden
Der Aufräumer
Paul Leonhard

Mut hat der Mann: Sein Herz schlage rechts, bekundete Horst Wawrzynski selbstbewußt. Da hatte er am Wochenende gerade die Leipziger CDU davon überzeugt, der geeignete Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters zu sein, der im Januar gewählt wird. Es ist das erste Mal seit der Wende, daß die Christdemokraten eine reale Chance haben, die SPD-Vorherrschaft zu brechen: Seit 1990 bestimmen sozialdemokratische Oberbürgermeister den Kurs. Als weltoffen und tolerant feierten diese ihre Stadt, aber hinter der Fassade entwickelte sich Leipzig zur deutschen Drogen- und Kriminalitätshochburg, hochverschuldet und von Skandalen erschüttert. Traurige Berühmtheit erlangte der Leipziger Filz. Dennoch hofft SPD-Oberbürgermeister Burkhard Jung auf eine weitere Amtsperiode. Die Gegenkandidaten der anderen Parteien galten als harmlos, inklusive des bisher als Favorit der CDU gehandelten Volker Lux, Referent im Landesrechnungshof.

Mit dem Antritt des konservativen Wawrzynski werden die Karten jedoch neu gemischt. Das Leipziger Bürgertum blickt hoffnungsvoll auf den markanten Mann. Und dieser, der Anfang 2013 als Polizeipräsident in den Ruhestand gehen muß, will es noch einmal wissen. Als Stadtoberhaupt will er das schaffen, was ihm vier Jahre lang als Polizist nicht gelungen ist: die Kriminalität eindämmen, den Klüngel im Rathaus ausmisten und die Stadt neu ausrichten.

Der Mann mit dem schwer aussprechbaren slawischen Namen ist 59 Jahre alt, gebürtiger Bayer, nach eigenem Bekunden CSU-nah, aber parteilos und seit über vierzig Jahren bei der Polizei. Mit seiner direkten Art wurde er bei den Leipzigern schnell bekannt. Da ist einer, der im Gegensatz zu den Kommunalpolitikern die Probleme beim Namen nennt. Als er 2008 Polizeipräsident wurde, bestimmte die zunehmende Präsenz von Rockerbanden das Bild, hatten Linksautonome ganze Stadtteile für sich beansprucht.

„Leipzig importiert die Drogenabhängigen“, lautete eine Schlagzeile in der Bild. Ein Zitat aus einem Interview mit Wawrzynski, der erschreckende Zahlen nannte: zwei Raubüberfälle täglich im Februar 2011. Die Mehrzahl der gefaßten Räuber waren drogenabhängig. Der Spielraum des Polizeipräsidenten reichte aber nicht aus, die Kriminalität einzudämmen. Die Zahl der Straftaten stieg 2011 um 6,9 Prozent an und liegt mit knapp 12.400 Straftaten pro 100.000 Einwohner fast doppelt so hoch wie der sächsische Durchschnitt.

Die Angst vor einem Oberbürgermeister Horst Wawrzynski ist bei der etablierten politischen Leipziger Kaste, als auch bei den Extremisten hoch, der Linksjugend Sachsen gilt er gar als ein Fall von Rechtspopulismus. Sie alle drohen im Internet, seine Vergangenheit durchleuchten zu wollen: Schließlich habe jeder eine Leiche im Keller. Wawrzynski wird sich auf eine Schlammschlacht einstellen müssen.

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