© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Meldungen

Klimawandel: Lösungen als Zukunftspoker

ESSEN. Der medial omnipräsente Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften wendet sich im Organ des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft (Wirtschaft&Wissenschaft, 1/12) gegen „Ingenieurslösungen, die neuerdings wieder als Alternative zur Energiewende Zustimmung finden“. Die drei diskutierten Verfahren, unterirdische CO2-Einlagerung (CCS), die Eisendüngung der Weltmeere und Schwefeleinbringung in die Atmosphäre, um die Sonnenstrahlung zu verringern, böten keinerlei Erfolgsgarantie. Bei CCS und Eisendüngung „pokern wir um unsere Zukunft“. Alle Pläne seien mit inakzeptablen Umweltrisiken behaftet. Der riesige Aufwand sei besser in regenerative Energiequellen wie Sonne, Windkraft und Erdwärme investiert, die „praktisch unbegrenzt“ zur Verfügung stünden. (ck)

 

Rio+20-Konferenz unter der Dominanz der EU

FRANKFURT. Nach Ansicht des Politologen Michael Frein (Evangelischer Entwicklungsdienst) liegen düstere Schatten auf der jetzt begonnenen Rio+20-Konferenz in Rio de Janeiro. Denn seit 1992 habe sich die Umweltbilanz der Erde stetig verschlechtert. Und das diesmalige Thema „Green Economy“ werde keinen Kurswechsel einleiten. Kritiker befürchten vielmehr, vor allem die EU mit ihrem wachstumsorientierten Programm für eine „effizienzbasierte grüne Wirtschaft“ wolle damit von Fragen der Armutsüberwindung und globalen Gerechtigkeit ablenken. Zugleich deute die EU-Strategie auf eine weitere Kommerzialisierung der Natur hin, und sie scheue eine Antwort auf die Frage, wie lange noch 20 Prozent der Weltbevölkerung 70 Prozent der globalen Ressourcen beanspruchen dürfen (Zeitzeichen, 5/12). (fd)

 

Ärzte und Pharmazie im Interessenkonflikt

BONN. Klaus Lieb, Direktor der Mainzer Uniklinik für Psychiatrie, sieht Anlaß, deutsche Ärzte und Wissenschaftler vor Interessenkonflikten zu warnen und von ihnen einen professionelleren Umgang damit zu verlangen (Forschung&Lehre, 5/12). Ihr primäres Interesse, das Bestmögliche für den Patienten zu tun, vertrage sich nicht mit dem Interesse der Pharmaindustrie, das auf Gewinnmaximierung gerichtet sei. Für Probleme, die daraus resultieren, fehle es noch an „Bewußtsein“. Zudem müsse die Transparenz verstärkt werden, was eine detaillierte Offenlegung von Forschungsgeldern oder Vortragshonoraren erzwinge. Schließlich wären feste Regeln nötig, die sich am ärztlichen Ethos orientierten und die es verböten, etwa Arzneimittelmuster anzunehmen oder Kooperationsstudien mit der Industrie durchzuführen, wenn kein Nutzen für den Patienten zu erwarten ist. (rf)

 

Erkenntnis

„Das Problem ist, daß wir nicht wissen, was mit dem Klima los ist. Vor 20 Jahren dachten wir, das zu wissen und veröffentlichten alarmi­stische Bücher – meine eigenen eingeschlossen –, weil alles klar schien. Aber nichts von dem, was wir vorausgesagt haben, ist eingetreten.“

James Lovelock, britischer Biophysiker und Umweltschützer

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