© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Unheilige Allianz von Interessen und Glaube
EIKE-Klimakonferenz in Berlin: Die verlorene Unschuld der Wissenschaft und das Geschäft mit der Angst
Klaus Peter Krause

Menschen haben Angst und wollen an etwas glauben. Dies wurde schon immer ausgenutzt, um eigene politische und wirtschaftliche Interessen gegen andere durchzusetzen. Ein Beispiel dafür ist die „Klimaschutzpolitik“, die zu einer Ersatzreligion gemacht wurde. Das klang auch im Vortrag von Sonja Böhmer-Christiansen bei der Konferenz des Europäischen Instituts für Klima und Energie (EIKE) in Berlin an.

In den achtziger Jahren habe sich ein mächtiger, weltweiter Lobbyverband entwickelt, eine unheilige Allianz von Interessen und Glaube. Von Anfang an sei die Angst vor einem bedrohten Klima für die Forschung und Forschungspolitik ein starker Antrieb gewesen. Die emeritierte Dozentin sieht im Drängen nach Umweltschutz und Nachhaltigkeit besonders den Glauben („den uralten Glauben“) wirken, „daß die Welt zu Ende geht, weil der Mensch nicht gut genug ist“. Diese Angst vom Ende der Welt sei nichts Neues und werde auch gewöhnlich von einem Rettungsversprechen begleitet. Angst und Rettung liefen Hand in Hand nebeneinander, besonders im Umweltschutz und ganz besonders im Klimaschutz.

Frau Böhmer-Christiansen hat unter anderem Geomorphologie und Geologie studiert, an der Universität Hull Politik und Umweltpolitik gelehrt und gibt die Publikation Energy & Environment heraus. In Berlin sprach sie zum Thema „Wie die Wissenschaft ihre Unschuld verlor und Diener der Politik wurde“. Die Klimaforschung sei schnell zum Big Business geworden. Durch ihre dem Staat engverbundenen Institutionen habe sie stark dabei geholfen, die Hypothese von der menschenverursachten Klimakatastrophe als feste Wahrheit zu verkünden und zu begründen. Wissenschaftler seien „für Zeitgeist und Glauben“ so anfällig wie alle Menschen. Bald hätten fast alle Disziplinen mitgemacht und die meisten die zukünftige Katastrophe des global warming als gegeben angenommen.

Das habe dann vielen Interessenten ermöglicht, die Klimabedrohung als Legitimierung für sehr viel Politik, für mehr Macht, für Subventionen und für Investitionen zu nutzen. Sie brauchten die Klimakatastrophe, um Geld gegen die Klimakatastrophe zu kriegen. Rasch ausgebreitet habe sich auch die Macht der Umweltbürokratie mit ihren ehrgeizigen Behörden, stark unterstützt von der Uno und Umweltverbänden. Von diesen staatlichen Ämtern werde die Wissenschaftspolitik für den Klimaschutz formuliert und somit die Forschungsfragen und -methoden bestimmt. Doch seien der Staat und die Forschung nicht die einzigen wichtigen Akteure in der Klimapolitik: „Im Hintergrund, und viel wichtiger meiner Meinung nach, stehen die Energiewirtschaft (auch das Verkehrswesen) und besonders deren Innovationshoffnungen.“

Ein interessantes Beispiel für die „Verflechtung zwischen Wissenschaft und Energiepolitik“ ist für Böhmer-Christiansen die Kernkraftindustrie. Sie sei von Anfang an ein wichtiger öffentlicher Unterstützer der Klimaangst gewesen. Und wenn man verstehen wolle, warum die Klimaforschung so schnell die These von der Erwärmungskatastrophe vertreten habe, müsse man besonders nach politischen Gründen suchen, die gebe es massenhaft: innen- und außenpolitische, Wahlkampf, Steuereinnahmen, Wettbewerbsdruck in Industrie und Handel, Entwicklungshilfe, Innovationsdruck. Ganz besonders schwerwiegende Gründe entsprängen aus der Energiepolitik.

Aber, so fragte Böhmer-Christiansen, „war die Wissenschaft jemals unschuldig? Kann sie das denn, wenn sie staatliche Gelder annehmen muß und wenn sie policy relevant sein will?“ Oft hätten die Skeptiker oder Kritiker am Ende das letzte Wort gehabt. Die Folgen dieser ‘Schuld’ der westlichen Forschungselite könnten schwerwiegend sein, besonders im Fall Klimaschutz. Noch sei der Kampf um die „Klimalüge“ nicht vorbei. Er könne noch schlimmer werden.

Der Meteorologe Klaus-Eckart Puls brachte in seinem „Fakten Check 2012“ den Alarmismus von mehr Extremwetter und von sich ausbreitenden Dürren, von zunehmenden Stürmen und Sturmfluten, von steigendem Hochwasser und Meeresspiegel, von schmelzendem Eis in Arktis und Antarktis auf den Boden der Tatsachen.

Ebenfalls „Fakten statt Emotionen“ bot der Buchautor und ehemalige ZDF-Wettermoderator Wolfgang Thüne (JF 21/12). Der Meteorologe nannte die Angst das wichtigste Manipulationsinstrument. Der Klimawandel sei so ewig wie die Erde und deren Neigungswinkel zur Sonne. Der Mensch habe darauf keinen Einfluß. Beeinflußbar seien die Menschen, Wetter und Klima nicht. Der Physiker Eckhard Schulze rechnete vor, wie verschwindend gering der menschenverursachte Anteil am atmosphärischen Kohlendioxid ist.

Der Physikochemiker Gerhard Stehlik legte unter dem Thema „Wasser und CO2 verstehen – Physikochemische Eigenschaften der Erdoberflächenkomponenten“ dar, warum CO2 nicht wärmt, sondern kühlt. Der Hydrobiologe und Wissenschaftsjournalist Edgar Ludwig Gärtner (JF 23/12) schlug einen historischen Bogen von Thomas Robert Malthus und dessen These von der Überbevölkerungskatastrophe bis zur heutigen Rationierung von Kohlenstoff und zitierte Ottmar Edenhofer, unter anderem Chefökonom beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), mit dessen Äußerung vom November 2010 über die wahren Absichten der Klimaschützer: „Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltvermögen um“, so Edenhofer, „das hat mit Umweltpolitik, mit Problemen wie Waldsterben oder Ozonloch, fast nichts mehr zu tun.“

Der Journalist und Buchautor Günter Ederer (JF 29/11) machte klar, warum die staatliche Klimaschutzpolitik mit ihren Vorschriften und Folgen zu einem Sieg der staatlichen Planwirtschaft führen wird – dank der Angstmacherei.

Europäisches Institut für Klima und Energie: www.eike-klima-energie.eu

 

Politische Debatte um Klimaschutz

Anders als beim Thema Euro-Krise herrscht bezüglich des Klimawandels und dessen Ursachen zwischen allen Bundestagsparteien völlige Übereinstimmung: „Es gibt keinen Zweifel, daß es einen von Menschen forcierten, einen beschleunigten Temperaturanstieg gibt“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel, ohne mit Widerspruch rechnen zu müssen. Angesichts des aus Klimaschutzgründen erlassenen Verbots der Glühlampe oder der Einführung von E10-Benzin scheint in der FDP aber ein Sinneswandel einzuziehen: „Ökohysterie und Aktionismus bestimmen zunehmend unseren Alltag. Im Dienst des Klimaschutzes ist jedes Mittel recht, koste es, was es wolle“, heißt es im Einladungsschreiben der FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag zu ihrer „Alternativen Klimakonferenz“. Nicht wenige seriöse Wissenschaftler bezweifelten „den Anstieg der Globaltemperatur ernsthaft, von anthropologischen Ursachen dafür ganz zu schweigen“, so die FDP.

 FDP-Klimakonferenz am 30. Juni 2012 im Internationalen Congress Center Dresden: www.fdp-fraktion-sachsen.de

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