© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/12 15. Juni 2012

Islamistische Machtspiele
Belgien: Polizeikontrolle einer Burkaträgerin als Auslöser schwerer Ausschreitungen
Mina Buts

Zwei Wochen dauern die gewalttätigen Ausschreitungen im Brüsseler Vorort Sint-Jans-Molenbeek nun schon an. Im Zuge dessen wurden zwei Polizisten, die in einer U-Bahn-Station patrouillierten, durch einen Radikalislamisten von hinten mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Bei seiner Vernehmung gab der 34jährige Täter an, er sei eigens aus Frankreich angereist, um auf den „Burkavorfall“ Ende Mai zu reagieren. Auch in einem Café in Molenbeek wurde ein Polizist beleidigt und tätlich bedroht.

Mittlerweile gilt nicht nur für Molenbeek, sondern für ganz Brüssel die höchste Sicherheitsstufe, da Attentate auf Polizisten angedroht wurden und radikale Islamisten aus verschiedenen westeuropäischen Ländern angereist sind.

Auslöser für die Unruhen war die Weigerung der jungen Burkaträgerin Stéphanie Djato, trotz des in Belgien bestehenden Burkaverbots bei einer Polizeikontrolle ihren Gesichtsschleier zu heben und ihre Identität preiszugeben.

Die Muslima wurde dabei sogar so rabiat, daß sie einem der beiden Polizisten durch eine Kopfstoß die Nase brach. Ihrer Verhaftung durch die Polizei folgten schwere Krawalle im Stadtteil Molenbeek, hauptsächlich angezettelt durch den radikalen Prediger Faoud Belkacem alias Abu Imram von Sharia4Belgium. Er rief am Tag nach dem „Kopfnußvorfall“ in einer Videobotschaft dazu auf, „die Ehre der Muslime zu verteidigen und zu gewalttätigen Aktionen überzugehen“. Die Muslima sei durch die „ungläubigen Polizisten beinahe vergewaltigt“ worden.

Eigentlich hätte Belkacem zu dieser Zeit schon im Gefängnis sitzen sollen, denn im Mai wurde er wegen der Verwundung mehrerer Polizisten bei einer Demonstration 2009 zu zwei Jahren Haft verurteilt – abgesehen davon, daß noch eine achtjährige Gefängnisstrafe wegen Drogendealerei in Marokko aussteht. Seine Haft hat Belkacem mittlerweile in Antwerpen angetreten, nicht ohne auch hier für Unruhe beim Gefängnispersonal zu sorgen, das Ausschreitungen durch die einsitzenden Islamisten befürchtet.

Bemerkenswert bei der ganzen Angelegenheit ist die enge Verbindung von Belkacem und Djato, die als seine Zweitfrau gilt. Der Verdacht, die ganze Aktion sei ein abgekartetes Spiel, um die Präsenz der radikalen Muslime im eher wallonischen Teil Belgiens zu demonstrieren, verfestigt sich. Und auch wenn die Internetseite von Sharia4Belgium vorerst vom Netz genommen wurde und sich alle Regierungsparteien mit der Forderung gefallen, Belkacem als Doppelstaatsbürger die belgische Nationalität abzuerkennen und ihn nach Marokko zu überstellen, bleibt ein Nachgeschmack.

Belkacem gibt sich in seinen Videobotschaften siegessicher. Schon die demographische Entwicklung würde den Islamisten in die Hände arbeiten, der häufigste Name bei den Neugeborenen in Brüssel sei Mohammed, und auch in Antwerpen seien 40 Prozent aller Schüler Muslime, seine Schlußfolgerung daraus: „Der Sieg ist schon sehr nah“.

Das sieht der oppositionelle islamkritische Vlaams Belang anders und lobte eine Prämie aus – 250 Euro für denjenigen, der eine Burkaträgerin aufspürt und der Polizei meldet.

Foto: Sharia4Belgium-Sprecher Faoud Belkacem und Stéphanie Djato: Die Muslima ist durch die „ungläubigen Polizisten beinah vergewaltigt“ worden

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