© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Konspirative Schlüsselfigur
Biographische Annäherung an Waldemar Pabst
Felix Krautkrämer

Er gilt als verantwortlicher Kopf der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: Auf Anordnung Waldemar Pabsts, des damaligen Stabschefs der Garde-Kavallerie-Schützendivision, wurden die beiden Spartakistenführer im Januar 1919 liquidiert.

Es spricht einiges dafür, daß Pabst seinerzeit, wenn nicht auf Anordnung so zumindest mit Duldung des späteren Reichswehrministers Gustav Noske (SPD) handelte, denn der einstige Generalstabsoffizier wurde nie für die Tat angeklagt. Er selbst rechtfertigte die „notwendig gewordene Beseitigung der beiden Haupthetzer für die Diktatur des Proletariats“ 1962 damit, daß Deutschland so vor dem Kommunismus bewahrt worden sei, und auch das Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung bewertete die Ermordung der beiden Politiker als „standrechtliche Erschießung“.

Im Alter von fast neunzig Jahren 1970 in Düsseldorf gestorben, konnte Pabst auf ein ereignisreiches und bewegtes Leben zurückblicken. Nach der Teilnahme am Kapp-Putsch setzte er sich nach Österreich ab und baute dort die Heimwehr mit auf. Später arbeitete er für den Rüstungskonzern Rheinmetal. Das Angebot Hitlers, in der NSDAP Karriere zu machen, schlug der überzeugte Monarchist aus. Wegen seiner Kontakte zu Kreisen des Widerstands sah sich Pabst nach dem Auffliegen seines Freundes Hans Oster gezwungen, in die Schweiz zu flüchten.

Mitte der fünfziger Jahre kehrte er von dort in die Bundesrepublik zurück, wo er sich weiterhin als Waffenhändler betätigte, dem gute Kontakte zur Bundeswehr, aber auch zu Nachrichtendiensten nachgesagt wurden. Die Verschwiegenheit Pabsts und seine zur Konspiration verpflichtenden Tätigkeiten machen es für Biographen „des prominentesten Putsch-Hauptmanns aus Weimarer Zeiten“ (Der Spiegel) zu einem schwierigen Unterfangen, ein lückenloses Bild seines Lebens zu zeichnen.

Rüdiger Konrad hat sich daran nun mehr oder weniger erfolgreich versucht. Gestützt auf den Nachlaß Pabsts läßt er den umtriebigen Ex-Militär selbst ausgiebig zu Wort kommen, was der Objektivität des Werks bisweilen aber ebensowenig zuträglich ist wie der Verzicht des Autors, das Quellenstudium auf einige Archive auszuweiten.

Rüdiger Konrad: Waldemar Pabst.Noskes „Bluthund“ oder Patriot? Verlag S. Bublies, Schnellbach 2011, gebunden, 344 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro

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