© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Krieg gegen Fox und Co.
In den USA gibt es keinen „Kampf gegen Rechts“, linke Kampagnen gegen rechte Medien dagegen schon
Elliot Neaman

Die Rush Limbaugh Show ist das wichtigste Schlachtfeld im amerikanischen Radio. Das Programm wird täglich für drei Stunden auf mehreren Frequenzen ausgestrahlt. Moderator Rush Limbaugh hat 15 Millionen loyale und ergebene Fans. Diese Macht würden linke Organisationen gerne brechen.

Limbaugh attackiert die Heiligen Kühen der amerikanischen Linken, inklusive der Feministinnen, die er vorzugsweise als „Feminazis“ tituliert. Seinem überwiegend weißen, männlichen und in unteren Einkommensschichten berufstätigen Publikum gefällt das. Am 29. Februar wandte er sich wegen einer Washingtoner Jura-Studentin namens Sandra Fluke an seine Hörer. Sie hatte gerade in einem Ausschuß eine Aussage gemacht.

Es ging um ein Gesetzesvorhaben, das von Fluke unterstützt wird: Krankenversicherungen sollen gezwungen werden, die Kosten für Verhütungsmittel zu bezahlen. Sie beklagte, daß an ihrer katholischen Universität Georgetown keine kostenfreien Verhütungsmittel verfügbar seien. Sie und ihre Kommilitoninnen gäben daher 1.000 Dollar pro Jahr für die Pille aus.

Limbaugh kommentierte dies so: „Fluke sagt im Grunde, daß sie dafür bezahlt werden muß, daß sie Sex hat. Was macht das aus ihr? Es macht doch eine Schlampe aus ihr, oder? Es macht eine Prostituierte aus ihr. Sie will Geld dafür, daß sie Sex hat. Sie hat soviel Sex, daß sie die Verhütungsmittel nicht mehr bezahlen kann. Sie verlangt von Ihnen, von mir und den Steuerzahlern, daß wir sie dafür bezahlen, daß sie Sex hat.“

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die linken Medien schrien auf. Doch Limbaugh legte nach: Wenn Fluke vom Steuerzahler Geld für Sex erhalte, dann müsse sie im Gegenzug Sexfilme von sich ins Internet stellen.

Es folgten 46 weitere anzügliche Bemerkungen, was die Kontroverse weiter anheizte. Er wurde dafür immer stärker kritisiert, auch von konservativen Politikern, die ihm vorwarfen, zu weit gegangen zu sein. Erst einige Tage später brachte Limbaugh eine Art Entschuldigung über die Lippen: Seine Wortwahl sei falsch gewesen, die verletztenden Worte täten ihm leid.

Die Demokraten reden seitdem davon, die Republikaner führten „Krieg gegen Frauen“. Sie unterschlagen, daß auch die Linke austeilt, gerade wenn es gegen rechte Politikerinnen oder Journalistinnen geht. Dies haben zuletzt die Nikki Haley und Sarah Elizabeth Cupp zu spüren bekommen. Cupp, eine rechte Kolumnistin, wurde im linken Pornoheft Hustler beim Oralverkehr gezeigt – einer entwürdigenden Photoshop-Bildmontage sei dank (JF 23/12). Und Haley wurde indirekt Gewalt angedroht: Führende Gewerkschafter fertigten eine Puppe von der republikanischen Gouverneurin Südcarolinas an, die sie mit einem Holzstock zertrümmerten. Das Video ist bei Youtube zu sehen.

Für linke Organisationen oder Publikationen bleiben solche Ausfälle folgenlos. Doch Limbaugh mußte seine Provokationen teuer bezahlen: Insgesamt 140 Anzeigenkunden, darunter AOL, Capital One Bank und JC Penny, sprangen ab. Der Grund: eine Beschwerdewelle ihrer Kunden. Hinter der linken Protestwelle standen vor allem die vom linken Multimilliardär George Soros finanzierten Organsationen MoveOn.org und Media Matters for America (MMfA), der Soros eine Million Dollar gespendet hat.

MMfA hatte zuvor auch schon dafür gesorgt, daß Patrick Buchanan als Kommentator bei MSNBC gefeuert wurde, weil sein jüngstes Buch „Suicide of a Superpower“ (engl. Selbstmord einer Supermacht) angeblich rassistisch sei. Die Organisation hat sich zudem den Kampf gegen Fox News auf die Fahne geschrieben. Sie war es, die die Entlassung von Glenn Beck aus den Diensten des meistgesehenen Senders betrieb, nachdem dieser 2009 zum Wortführer der Obama-Gegner und der Tea Party aufgestiegen war.

Die Spendengelder und die professionelle Organisation erklären alleine allerdings nicht, warum die Anzeigenboykotte so phänomenale Auswirkungen hatten. Boykottaufrufe sind nichts Neues im Rundfunkgeschäft. Sie verpuffen oftmals schnell. Und so mußte MMfA bald einräumen, daß die Aktion gegen Limbaugh nach wenigen Wochen „Dampf verloren“ hat. Seine Hörerzahl indessen ist sogar gestiegen. Limbaugh behauptet, sein wichtigster Kunde, ein Kabelnetzbetreiber, habe keine Einbußen bei den Werbeeinnahmen zu verzeichnen gehabt. Unklar ist, ob die kleineren lokalen Sender abspringen.

Die wichtigste Lehre aus dem Limbaugh-Fluke-Konflikt ist die Erkenntnis, wie wichtig soziale Netzwerke für Boykottaktionen werden. Trifft ein Moderator in diesem Klima eine bestimme Aussage, aktivieren Aktivisten sofort auf Knopfdruck ihre Anhänger über Twitter und Facebook. Kunden sind nicht länger stumme Zuhörer. Sie können politische Willensbekundungen vornehmen und damit ein Unternehmen in die Defensive zwingen. Diese Art der Kampagne wird sich weiter intensivieren, solange die sozialen Netzweke weiterwachsen.

Aber die Linken sollten aufpassen: Auch wenn sich die Aktionen derzeit vorwiegend gegen rechte Medien richten, so heißt das nicht, daß konservative Gruppen das Netz nicht auch eines Tages so benutzen können. Wenn Anzeigenkunden dadurch immer stärker eingeschüchtert werden, so muß das nicht einen politischen Wandel zur Folge haben, aber dafür weitere Einschränkungen der Meinungs- und Pressefreiheit. Die großen Medienkonzerne würden immer vorsichtiger bei der Auswahl ihrer Kommentatoren.

Amerikanisches Talkradio mag unsensibel und manchmal auch schmutzig sein. Aber eine aseptische, boykottsichere Medienlansdschaft wäre todlangweilig und am Ende auch schlecht für die Demokratie.

www.mediamatters.org

www.rushlimbaugh.com

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