© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

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Gefängnis-Imam unter Salafismusverdacht

Erfurt. In Thüringen ist ein islamischer Gefängnisseelsorger in den Verdacht geraten, ein Salafist zu sein. Dem Landesamt für Verfassungsschutz lägen „Hinweise vor, daß Imam Abdullah Dündar Bestrebungen verfolgt, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind“, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Der Behörde zufolge unterstützt er die „Errichtung eines islamischen Gottesstaates“ mit uneingeschränkter Gültigkeit des Religionsgesetzes, der Scharia. Nach Angaben der Verfassungsschützer ist Dündar Vereinspräsident des Internationalen Islamischen Kulturzentrums Erfurter Moschee. Seit 2004 ist der Imam als Seelsorger in den Haftanstalten Tonna und Goldlauter tätig. Er betreut dort jeweils knapp 20 Gefangene. Der zuständige Staatssekretär im Thüringer Justizministerium, Dietmar Herz (SPD), sagte der FAZ: „Ich sehe keine Gewaltbereitschaft bei Herrn Dündar.“ Daher habe er keine Veranlassung, etwas zu ändern. Die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes reichten nicht aus, um ihn von der Seelsorge auszuschließen. Der Imam selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die Behörden könnten ihn „24 Stunden am Tag lebenslang abhören, sie werden nichts finden“. Der Islam-Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Friedmann Eißler, hält Dündar für einen Kopf der salafistischen Szene. „Was ich von ihm sehe, macht klar, er gehört zu den führenden Leuten.“ Als Anhaltspunkte nannte Eißler die Kopfbedeckung, die Länge des Bartes und die traditionelle Kleidung. (idea)

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