© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/12 01. Juni 2012

Säen in höheren Sphären
Hochbeete: In den engen Klöster- und Burghöfen des Mittelalters geschätzt, passen sie auch heute noch in den kleinsten Garten
Sofie Meys

Beim Gärtnern in höheren Sphären schweben – wer träumt nicht davon? Sich diesen Wunsch zu erfüllen, ist im Grunde ganz einfach. Hochbeete aller Arten sind heute wieder groß in Mode. Ob aus Holz, Metall, Kunststoff oder Stein, ein in die Höhe gebautes Beet ist in jedem Fall immer auch eine ganz besondere Zierde für den Garten. Es schont außerdem den Rücken, Pflanzen im aufrechten Stand zu säen, zu hegen und zu pflegen.

Durch die erhöhten Temperaturen und eine stetig andauernde Nährstoffversorgung finden in Hochbeeten kultivierte Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen vor. Auch die Ernte oder das Pflücken von bunten Blumensträußen wird an einem höher gelegten Beet zum reinen Vergnügen. Ein Hochbeet oder gar ein ganzer Hochbeetgarten wird ganz schnell zum Lieblingsplatz. Chinesische Gärtner nutzten die vergrößerte Anbaufläche der zu Hügeln aufgeschichteten Beete bereits vor vielen tausend Jahren. Sie erkannten die vielen Vorteile der Hügelbeete, die nicht nur darin bestanden, daß durch eine optimale Nutzung der vorhandenen Gartenfläche eine besonders üppige Ernte zu erwarten war. Vielmehr konnte man mit Hilfe der Hügelbeete auch an Orten gärtnern, die ansonsten zum Anbau von Gemüse völlig ungeeignet gewesen wären.

Aus ganz ähnlichen Gründen schätzte man jede Art von höher gelegten Beeten auch im mittelalterlichen Europa. Vor allem in Burg- und Klostergärten kam das Hochbeet vielfältig zum Einsatz. Die Erde im Inneren des Hochbeetes war besonders fruchtbar und bedurfte keiner weiteren Düngung. Grünabfälle konnten arbeitssparend im Inneren des Beetes gesammelt werden. Zerfallsprozesse verwandelten sie in wenigen Monaten in fruchtbare Erde.

Die dabei entstehende Verrottungswärme wurde ebenfalls gerne genutzt, um besonders frühzeitig in die neue Gartensaison starten zu können. Reisig und andere Holzabfälle für die Außenwände der Beete waren meist vorhanden und so stand einem Siegeszug dieses schmucken Gartenelementes durch alle Gärten, vom Mittelalter bis in die heutige Zeit, nichts mehr im Wege. Ganz ohne Schrauben oder Nägel, nur aus Holz und Weidenruten zusammengefügt, wie in den Bauern- oder Klostergärten unserer Vorfahren – auch so können Hochbeete heute aussehen.

Haltbarkeit ist auf            wenige Jahre beschränkt

Die Haltbarkeit für ein Weidenbeet nach der hier vorgestellten Bauart ist auf wenige Jahre beschränkt. Am besten hält man Platz für zwei etwa gleich große Beete frei, die man jeweils im Wechsel nutzen kann. Fällt ein Beet in sich zusammen, wird mit seinen Resten gleich das neue Beet bestückt. Die starken Äste werden mit ihrer schmaleren Seite voran und einem Vorschlaghammer entlang der markierten Grundfläche (ovale Form: 0,9 x 1,50 Meter) in gleichmäßigen Abständen senkrecht in den Boden geschlagen, so daß sie noch etwa 90 Zentimeter  aus der Erde ragen.

Einem Korb gleich, werden – unten beginnend – dünnere Flechtruten um die Pflöcke geschlungen. In einer Schlangenlinie führt man die Äste abwechselnd innen und außen um die Pflöcke herum. Ist der Korb des Hochbeetes vollendet und macht er einen guten und vor allem dichten Eindruck, können Reste des verwendeten Materials gleich als erste Schicht für die Füllung des Beetes dienen. Schichtweise wird weiteres Material in das Beet gefüllt. Geschnittenes Gras gehört ebenso dazu wie auch Herbstlaub, Tiereinstreu, halbgarer Kompost sowie Küchen- oder Gartenabfälle jeglicher Art. Den Abschluß der künftigen Hochbeetfläche bildet immer eine mindestens 15 Zentimeter dicke Schicht guter Gartenerde. Und die Pflanzzeit kann beginnen.

 

Sofie Meys, Jahrgang 1964, Mutter von vier Kindern, ist leidenschaftliche Gärtnerin,  Journalistin, Buchautorin und betreibt ein Online-Gartenmagazin.

 www.gartenwelt-natur.de

Sofie Meys: Das Hochbeet für Gemüse, Kräuter und Blumen. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2012, gebunden, 149 Seiten, 19,90 Euro

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