© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/12 01. Juni 2012

Umwelt
Alb-Traum Windräder
Volker Kempf

Ein von der grün-roten Landesregierung verabschiedetes Planungsgesetz soll den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in Baden-Württemberg bis 2020 von derzeit 0,8 auf zehn Prozent steigern. Investoren, Planer und Genehmigungsbehörden sollen so diese Stromerzeugung auch im Südwesten voranbringen. Nur die Akzeptanz für Windräder in landschaftlich und ökologisch sensiblen Regionen wie dem Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb kann nicht per Gesetz verordnet werden. Der grüne Landesumweltminister, Franz Untersteller, kennt den Gegenwind für die Windkraft. Der Landesnaturschutzverband plädiert bereits für eine vorsichtige Standortauswahl: Gewässernähe sei zu meiden, ebenso Zugvögel-Korridore. Der Naturschutzbund (Nabu) sorgt sich um alte Waldbestände, die Rückzugsräume für Fledermäuse seien. Der Schwarzwaldverein warnt vor „Verspargelung“ – der Schwarzwald müsse ein landschaftlich reizvoller Erholungsraum bleiben.

„Jede erneuerbare Ener­gieform bringt auch spezifische Nachteile mit sich.“

Für einige als Windkraftstandort ausgewählte Ortschaften ist es nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch des Tourismus. Die konkrete Umsetzung der Ener­giewende im Ländle macht damit vor allem deutlich, daß jede erneuerbare Energie auch spezifische Nachteile mit sich bringt. Ist das für die regierenden Grünen ohnehin schon eine große Herausforderung, da kommt nun auch noch Gegenwind von der – von ihnen ansonsten so geliebten – EU. Diese will die Förderungen der Windkraft beenden. Es gäbe schließlich noch andere Alternativenergien, die eine Anschubfinanzierung bräuchten. Die Nutzung der Biomasse sei noch lange nicht ausgereizt, das Energiesparen auch nicht: Je „grüner“ oder „sparsamer“ die Einstellung, desto weniger sollte beispielsweise der PC an sein, oder im Herbst und Winter ein Karton auf dem Balkon den Kühlschrank ersetzen.

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