© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/12 01. Juni 2012

Blick in die Medien
Kassenschlager Rassismusvorwurf
Toni Roidl

Opfer von Gewalttaten wissen, wie lange es dauern kann, bis nach einem Notruf die Polizei eintrifft und wie schwer sie manchmal zu konsequentem Einschreiten zu motivieren ist. In folgendem Fall allerdings kam die Polizei prompt:

Die vielseitige Fernseh- und Radiomoderatorin (Viva, 3Sat, ARD), Autorin und prämierte „Journalistin des Jahres 2009, Sarah Kuttner (33), trug bei einer Lesung in Hamburg aus ihrem aktuellen Buch „Wachstumsschmerz“ vor. Im Publikum: Der in Hamburg lebende Äthiopier Benjamin Bäuml (37), der gekommen war, weil er Kuttner „eigentlich ganz witzig“ findet.

Gar nicht witzig fand es der Dunkelhäutige, als die kesse Berlinerin eine Kindheitserinnerung an ihre „Negerpuppe“ erzählte, die sie wegen ihrer „Schlauchbootlippen“ so häßlich fand, daß sie die Puppe habe wegwerfen müssen. „Das war eindeutig rassistisch!“ empörte sich Bäuml und fühlte sich beleidigt. Nach der Veranstaltung wollte er die Autorin zur Rede stellen, doch die ließ ihn kokett abblitzen. Der Äthiopier rief die Polizei, die sogleich erschien. Bäuml erstattete Anzeige, ein Strafverfahren wurde eingeleitet.

„Sarah ist eine Rassistin. Das habe ich selbst zu spüren bekommen!“

Kuttner hat sich bisher nicht geäußert, doch so leicht wollen die Medien sie nicht davonkommen lassen. Schließlich ist „Rassismus“ – und dann noch „aus der Mitte der Gesellschaft“ – das schlimmste Verbrechen, dessen jemand sich in Deutschland schuldig machen kann (außer solchem gegen Weiße, versteht sich).

Darum werden weitere Zeugen der Anklage in die Presse gehievt: Kuttners dunkelhäutiger Ex-Kollege aus frühen Tagen beim Musiksender Viva, Mola Adebisi, beklagt sich nun, zehn Jahre nach der gemeinsamen Tätigkeit: „Sarah ist eine Rassistin. Das habe ich selbst zu spüren bekommen!“ Sie habe „häufig fremdenfeindliche Witze“ erzählt.

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