© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/12 01. Juni 2012

Grüße aus Kopenhagen
Blutige Nase für Blau
Gunnar Dietz

Gebrochene Nase nach roter Attacke“, liest man in dänischen Zeitungen – den Folketingsabgeordneten und außenpolitischen Sprecher Martin Henriksen von der rechtsnationalen Dänischen Volkspartei (DF) hatte es erwischt. Sind bei unserem nördlichen Nachbarn deutsche Sitten eingekehrt, heißt es auch hier gegen alle rechts von den Jungsozialisten: „Nazis auf die Fresse“?

Wer kürzlich bei Regenwetter auf dem Schloßplatz der Kopenhagener Christiansborg vorbeischlenderte, konnte Zeuge dieses Angriffs werden. Die Organisation Play31 hatte den „Christiansborg Cup“ ausgeschrieben, um auf deren Arbeit für Menschenrechte und Konfliktlösung in Sierra Leone aufmerksam zu machen. In dem von Bürgerkriegen erschütterten Land nutzt Play31 Fußball als Mittel, um die Menschen miteinander zu versöhnen und Konflikte sportlich beizulegen.

„Es war prima, einmal die Möglichkeit zu haben, ans Eingemachte zu gehen.“

Es waren Abgeordnete des sogenannten Roten Blocks, die gegen Politiker der Konservativen, der Rechtsliberalen (Venstre) und der DF vor dem dänischen Parlament antraten. Im Zweikampf mit einem Sozialdemokraten holte sich Henriksen schon nach wenigen Minuten Spiel eine blutige Nase und kassierte innerhalb der zwei mal zehn Minuten langen Spieldauer mit seiner bürgerlichen Mannschaft obendrein eine 7:4 Niederlage. Henriksen rächte sich, indem er den indischstämmigen Kirchenminister Manu Sareen (von der linksliberalen Partei  Radikale Venstre) am Trikot zog.

Ganz so kämpferisch ging es bei den Damen nicht zu, aber die mehrfach grätschende Sozialdemokratin Maja Panduro ließ einige humpelnde und stöhnende Gegnerinnen hinter sich. Auch bei den Damen gewannen die Roten haushoch gegen die Blauen. „Es war prima, einmal die Möglichkeit zu haben, ans Eingemachte zu gehen und unsere politischen Gegner auch physisch zu attackieren – gerade weil es nur aus Spaß war“, bemerkte Panduro nach dem Spiel.

 Die Politikerin hatte zwar mitbekommen, daß einige Kolleginnen auf dem Platz jammerten. Aber persönlich, so beteuerte sie, habe sie immer nur nach dem Ball getreten und nicht nach dem Spieler – so wie sie das auch in der Politik mache. Welcher Politiker der deutschen Linken würde das heute von sich behaupten können?

Übrigens: Unter den Jungpolitikern der dänischen Rechten fanden sich offenbar ein paar Talente; die Jungmannschaft des blauen Blocks schlug den roten Nachwuchs mit sage und schreibe 10:3.

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