© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/12 25. Mai 2012

Morddrohungen gegen Pro-NRW-Aktivisten
Islamismus: Polizei nimmt Internetvideo ernst
Henning Hoffgaard

Nach der Veröffentlichung eines Internetvideos mit Morddrohungen radikaler Islamisten gegen Mitglieder von Pro NRW hat die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Zuvor hatten sich die Sicherheitsbehörden besorgt über den im Internet kursierenden Film gezeigt. Das zuständige nordrhein-westfälische Innenministerium teilte mit, daß die Behörde das Video ernst nehme. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, sprach von einem schwerwiegenden Sicherheitsproblem. „Es kann durchaus sein, daß dieses Video zum Anlaß für Anschläge genommen wird“, sagte er der Bild-Zeitung. Seit den Demonstrationen von Pro NRW vor mehreren Moscheen in Nordrhein-Westfalen, bei denen Anfang Mai unter anderem Mohammed-Karrikaturen gezeigt worden waren, kochen die Emotionen in der islamistischen Szene hoch.

In dem am Wochenende im Internet veröffentlichten Film ruft der aus Bonn stammende Islamist Yassin Chouka zum Mord an Mitgliedern von Pro NRW auf. Diese müßten „alle getötet“ werden. Dafür sollten die Muslime deren Arbeitsplätze und Wohnorte ausspähen. Durch das Zeigen von islamkritischen Karikaturen auf Pro-Veranstaltungen sei der Prophet Mohammed beleidigt und verhöhnt worden, rechtfertigten die Islamisten ihren mit Koranversen
unterlegten Tötungsaufruf. Dies müßten Muslime rächen, sagte Chouka, der sich selbst Abu Ibraheem nennt und sich derzeit in Pakistan aufhalten soll. Auch die Mitarbeiter des „von Juden gesteuerten Spiegels“ und anderer Zeitungen, welche die Mohammed-Karikaturen gezeigt haben, sollten den Tod finden. Chouka kündigte an, die Terrororganisation „Islamische Bewegung Usbekistan“ habe ihre Kriegserklärung an Deutschland angesichts dieser Ereignisse ausgeweitet. Pro NRW werde in den Plänen künftig stärker berücksichtigt.

Der stellvertretende Vorsitzende von Pro Deutschland, Lars Seidensticker, der die Demonstrationen, auf denen die Karikaturen gezeigt wurden, mitorganisiert hatte, zeigte sich angesichts der Morddrohungen der Islamisten besorgt. Er nehme diese sehr ernst und habe daher auch schon Kontakt mit dem Landeskriminalamt in Berlin aufgenommen, sagte er der JF.

Nach Informationen dieser Zeitung wurden bereits nach den gewaltättigen Ausschreitungen von Salafisten in Bonn, bei denen zwei Polizisten durch Messerstiche schwer verletzt wurden, Anhänger von Pro NRW durch das Bundeskriminalamt auf Anschlagspläne von Islamisten aus Großbritannien und den Niederlanden aufmerksam gemacht. Die Beamten rieten einem Betroffenen, seinen Wohn- und Arbeitsplatz zu wechseln. Zudem wurde für dessen Wohnort eine verstärkte Polizeipräsenz angeordnet.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen