© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/12 25. Mai 2012

Max Schrems. Für Facebook schlimmer als Trojaner, Viren und Internet-Würmer
Gegen den Datenkraken
Andreas Ferber

Er hat Facebook verklagt und könnte damit den Stoff für den zweiten Teil von „The Social Network“ liefern, den erfolgreichen Hollywoodfilm um Facebook-Gründer und Vorstandschef Mark Zuckerberg. Für die europäischen Medien ist der Österreicher Maximilian Schrems inzwischen die Galionsfigur im Kampf gegen den US-Datenkraken. Dabei spricht der stets von „wir“ und wollte eigentlich gar nicht ins Rampenlicht, selbstkritisch bezeichnete er sich mittlerweile selbst als „Boulevardschlampe“.

Mit Freunden gründete Schrems 2011 die Initiative „Europe vs. Facebook“, und gemeinsam reichten sie als erste 22 Beschwerden in puncto Datenschutz gegen den Internet-Giganten ein – und zwar in Irland, wo Facebook aus steuerlichen Gründen seinen Sitz für die europäischen Nutzer hat. Schließlich trafen sich hochrangige Mitarbeiter des Konzerns sogar mit Schrems persönlich zu Verhandlungen. Und tatsächlich änderte Facebook seine Datenschutzrichtlinien, wenn auch keineswegs zu Schrems Zufriedenheit.

Der hat sich ganz offensichtlich für das richtige Studium entschieden: Jura in Wien. Bei einem Auslandssemester in Kalifornien traf er auf Datenschutzbeauftragte großer Internetfirmen und lernte schnell, daß die Amerikaner es mit dem europäischen Datenschutzrecht nicht so genau nehmen. Vor gut drei Jahren hatte der heute 24jährige Salzburger angefangen, Facebook zu nutzen: persönliche Nachrichten an Freunde zu schicken, Statusmeldungen anzuschlagen und mit was sich Nutzer sonst noch üblicherweise die Zeit auf dem Portal vertreiben. Was nicht mehr von Bedeutung war, wurde per Mausklick gelöscht – dachte Schrems. Doch mußte er erkennen, daß das ein Irrtum ist.

Nach beharrlichem Anfordern bekam er seine Facebook-Nutzungsdaten per CD zugeschickt. Ausgedruckter Inhalt: über 1.200 Seiten. Schrems war platt. Nicht einmal die Firmen wissen, was mit diesen Datenmassen passieren wird, ist er sich sicher: „Sie wissen nur, die werden irgendwann einmal wahnsinnig wertvoll und speichern daher einfach alles.“ Inklusive der Daten, die er ausdrücklich gelöscht hatte.

Für das Ende der Privatsphäre, wie es sich Mark Zuckerberg wünscht, hat Schrems kein Verständnis. „In politischen Dingen etwa weiß ich nicht, ob jeder immer wissen muß, was für Gedanken ich habe ... Jeder muß sozusagen ‘Mitte’ sein, wenn immer alles hundertprozentig transparent sein soll“, schwant Schrems.

Und so geht der Kampf „Europas“ gegen Facebook weiter: Nächste Station Brüssel. Auf der Netzseite von „Europe vs. Facebook“ sucht die Gruppe Verbesserungsvorschläge und weitere Unterstützer, und sie ruft dazu auf, die Europäische Kommission mit Beschwerdebriefen auf die US-Datenhamsterer aufmerksam zu machen.

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