© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Frauen als Elitesoldaten der Bundeswehr?
Männliche Bastion
Erik Lehnert

Seit mehr als zehn Jahren stehen Frauen alle Verwendungen innerhalb der Bundeswehr offen. Sie können sich auch, wie jeder andere Soldat, für das Kommando Spezialkräfte (KSK) bewerben. Dazu müssen sie allerdings, wie alle anderen auch, einen Aufnahmetest, „das Härteste, was man Menschen in einer Demokratie zumuten darf“ (Ex-Kommandeur Reinhard Günzel), bestehen. Diesen Test haben bislang nur wenige Männer und keine einzige Frau erfolgreich absolviert.

Da nicht sein darf, was nicht sein soll, gibt es schon seit Jahren Überlegungen, wie man diesem Anachronismus beikommen kann. Bereits im Mai 2008 erfolgte ein entsprechender Vorstoß. Damals lautete der Vorschlag, die Bewerberinnen durch ein entsprechendes Training besser auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Offenbar hatte diese Maßnahme keinen Erfolg, denn bis heute gibt es keine Kommandosoldatin. Den zweiten Vorstoß gab es Ende letzten Jahres, als wiederum ein „Mangel an weiblichen Kompetenzen“ im KSK ausgemacht wurde. Jetzt wollte man gezielt Frauen anwerben und dazu das Aufnahmeprogramm „leicht abspecken“. Um sich nicht gleich dem Vorwurf auszusetzen, unzureichend ausgebildete Frauen in den Kampf zu schicken und sie damit zu verheizen, hieß es, daß die Frauen im KSK nicht in der ersten Reihe kämpfen sollten. Der Einsatz orientiert sich am Bedarf, und der ergibt sich laut Bundeswehr aus der Einsatzrealität. In Afghanistan habe sich gezeigt, daß „Soldatinnen bei heiklen Zugriffsmissionen und bei Durchsuchungen von meist strikt nach männlichen und weiblichen Bewohnern getrennten Gehöften deeskalierend wirken“.

Bislang mußte das KSK dazu auf Soldatinnen aus anderen Einheiten oder Polizistinnen zurückgreifen. Diese erfolgreiche Praxis zeigt, daß es durchaus auch ohne Frauen geht. In diesem Zusammenhang wird zudem verschwiegen, daß es längst Frauen in der Elitetruppe gibt, allerdings nicht als Kommandosoldaten, sondern bei den rückwärtigen Diensten und im Stab.

Wozu also soll der neue Vorstoß gut sein? Es geht ganz offensichtlich darum, die letzte männliche Bastion der Bundeswehr zu schleifen. Was bislang an der Natur, der unterschiedlichen Beschaffenheit von Mann und Frau scheiterte, soll jetzt auf diesem Weg erreicht werden. Der Nutzen steht dabei in keinem Verhältnis zur Gefahr, die davon für die Truppe, aber auch die Frauen selbst ausgeht. Ist es theoretisch denkbar, daß man durch den Einsatz von Frauen bei Durchsuchungen von den Frauen vorbehaltenen Räumen bessere Aufklärungsergebnisse erhält, so muß doch auf der anderen Seite bedacht werden, daß die harte Ausbildung der KSK-Soldaten ihren guten Sinn hat. Sie sollen auf jede Eventualität zu jedem Zeitpunkt in jeder Lage reagieren können. Der Dienstherr bildet sie deshalb so umfassend aus, weil er weiß, daß er angesichts der Schwierigkeit der Operationen nur so sicherstellen kann, daß alle Soldaten wieder heil nach Hause kommen (was übrigens im KSK bislang immer der Fall war).

Die abgespeckt ausgebildeten Frauen werden bei einem gegnerischen Überfall, der in eine vermeintlich gesicherte Ortschaft erfolgt, das Nachsehen haben und sterben. Beim Krieg ist es eben nicht wie beim Sport, wo Frauen gegen Frauen und nicht gegen Männer antreten. Zumal man damit rechnen muß, daß sich der Gegner genau diese Tatsache zunutze machen wird. Die tödlichen Unfälle von Jenny Böken und Sarah Seele sollten die Verantwortlichen eigentlich für diese Fragen sensibilisiert haben. In beiden Fällen steht mittlerweile fest, daß man lieber eine Frauenquote erfüllen wollte und dafür ungeeignete Bewerberinnen mit Sondergenehmigungen versah, als daß man einmal die Folgen bedachte. Diese Unfälle ereigneten sich im tiefsten Frieden. Im Krieg dürfte sich das ganz anders auswirken.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Es gibt grundsätzlich keine Argumente für Frauen in Kampfeinheiten. Martin van Crevelds Buch „Frauen und Krieg“ aus dem Jahre 2001 ist bis heute zwar oft belächelt, aber niemals widerlegt worden. Die wenigen Erfahrungen, die mit Frauen im Kampf vor allem in Israel gemacht wurden, sind allesamt negativ ausgefallen und haben dazu geführt, daß selbst dort, wo es eine Wehrpflicht für Frauen gibt, diese nicht mehr in Kampfeinheiten eingesetzt werden.

Neben der Gefährdung der Frauen, die einem männlichen Feind im Zweifel unterlegen sind, kommt hinzu, daß die Truppe immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Daran ändern auch Auffassungen nichts, die behaupten, daß der moderne Krieg am Computer geführt wird. Es hat sich im Gegenteil gezeigt, daß der moderne Krieg ein asymmetrischer ist, und die Entscheidung weiterhin am Boden gesucht werden muß.

Dieser Kampf ist weiterhin auch eine physische Herausforderung, insbesondere für den Kommandosoldaten, der mehr Gepäck schleppen muß und länger auf sich gestellt ist als andere. Am Ende ist es ganz einfach: „Daß Frauen Männern physisch im Schnitt unterlegen sind, ist ja nicht diskutierbar“ (Michael Klonovsky). Und solange sich aus der Anwesenheit von Frauen beim KSK kein kompetitiver Vorteil ableitet, solange bleibt es eine vom Gleichheitswahn diktierte Vorgabe, die über das Leben der betroffenen Soldaten leichtfertig hinweggeht.

 

Dr. Erik Lehnert, Jahrgang 1975, Philosoph und Historiker, ist seit 2008 Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik. Auf dem Forum schrieb der Reserveoffizier zuletzt über die Zukunft der Konservativen („Die Trägheit der Massen“, JF 30/11).

Institut für Staatspolitik: Die Frau als Soldat, Wissenschaftliche Reihe, Heft 17, Schnellroda 2011, broschiert, 40 Seiten, 5,00 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen