© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Blick in die Medien
Besser über Breivik nicht berichten?
Toni Roidl

Was haben Margot Honecker, Mahmud Ahmadinedschad und „das Monster“ Anders Breivik gemeinsam? Immer wenn einer von ihnen im Fernsehen erscheint, kommen selbsternannte Ethikwächter herbeigelaufen und tun das, was sie am liebsten tun: warnen. Sie warnen davor, solchen Figuren „ein Forum zu bieten“. Als ob jemand durch das Gefasel der Honecker-Witwe oder die bizarre Selbstinszenierung Breiviks mit deren Gedanken infiziert würde.

Leider ist diese Angst vor Ansteckung typisch deutsch. Von Luthers Bibel über die Presseknebelung der Vormärzzeit und Bismarck-Ära bis zur Giftschrankpolitik der DDR – Wort und Bild gelten bei uns als gefährlich.

Heute gilt das für alles, was rechts von den Jusos steht. Von der Warnung, „rechtem Gedankengut keine Plattform zu geben“, ist es nicht weit zur militanten Parole „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ (die Definition von Faschismus erfolgt nach Belieben). Da findet sich Thilo Sarrazin plötzlich neben einem Pro-NRW-Aktivisten und einem Klimaskeptiker in der Tabu-Ecke wieder.

Die Branchenzeitschrift Medium Magazin unterstreicht die angebliche Gefährlichkeit von Informationen. Die selbsternannte „Moralberatin“ Silke Burmester warnt: „Die Erfahrung lehrt, daß solche Menschen Bewunderer finden, Nachahmer. Und daß Medien eine große Rolle dabei spielen, inwieweit aus einem Irren ein Held wird.“ Sie empfiehlt: keine Features, keine O-Töne, keine Bilder!

Der Medienkonsument wird dabei zum unmündigen Kind, dem die Augen zugehalten werden, wenn es zu gruselig wird. Das liegt einfach daran, daß sich viele deutsche Journalisten nicht als Berichterstatter betrachten, sondern als Volkserzieher. Und das wiederum liegt daran, daß fast alle deutschen Journalisten Linke sind. Meinungsbildung in Selbstbedienung? Unverantwortlich!

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