© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/12 11. Mai 2012

Frisch gepresst

Konservatismus. Konservativ sein heißt „auf Sicht fahren“, behutsam mit dem Bestehenden umzugehen und Besonnenheit walten zu lassen. So näherte sich Andreas Rödder in seiner Rede vor der Union-Stiftung im September 2011 einer Gretchenfrage der Merkel-Partei, die jetzt in Buchform erschien. Rödder, immerhin im Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung, ist kein Dummkopf. Offen geißelt er den Kinderbetreuungsfetisch einer Ursula von der Leyen als „Mißtrauenserklärung gegenüber den Familien“ und ihre Umerziehungsansprüche als „linke Politik“. Der Ordinarius für Neueste Geschichte an der Uni Mainz – geschult an den britischen Konservativen des 19. Jahrhunderts – begreift Konservatismus als eine politische Haltung, „den unumgänglichen Wandel verträglich zu gestalten“. Leider beläßt er es beim Etikettenkleben, indem er Funktionärsfloskeln wie „Menschenbild“, „Zivilgesellschaft“ und „Subsidiarität“ ausdeutet. Rödders blutarmer Rekurs auf „Maß und Mitte“ (Erwin Teufel) reicht bei weitem nicht an „Das konservative Minimum“ (Karlheinz Weißmann) heran. Eine so kleine Knochenmarkspende kann den Rückgratlosen in den C-Parteien ohnehin nicht zum aufrechten Gang verhelfen. (cs)

Andreas Rödder: Was ist heute konservativ? Eine Standortbestimmung. Gollenstein Verlag, Merzig 2012, gebunden, 64 Seiten, 9 Euro

 

Serbozid. Der frühere östereichische Politiker Edmund Glaise-Horstenau wurde 1941 nach dem siegreichen Balkanfeldzug und der Gründung des „Unabhängigen Staates Kroatien“ unter Ante Pavelić dortiger „Deutscher Bevollmächtigter General“. Als solcher beschwerte er sich offiziell in Berlin über „die Ustascha-Bewegung mit ihrer wahnsinnigen Ausrottungspolitik und ihren Greueltaten“. Wie dieser Völkermord an Hunderttausenden von Serben, Zigeunern, Juden und kroatischen Oppositionellen aussah, vermittelt das mit ergreifenden Zeugenaussagen bereicherte Werk des jugoslawischen Historikers Djuro Zatezalo. Die „Grausamkeiten, wie man sie nur von pervertierten Bolschewisten erwarten sollte“, so der damalige NS-Balkandiplomat Felix Benzler, nahmen inklusive Hungertodeslager und massenhafter Ermordung in Naturhöhlen spätere Mordbrennereien der Tito-Partisanen auf dem Balkan bereits vorweg. (bä)

Djuro Zatezalo: „... denn sie wußten, was sie taten“. Augenzeugenberichte über den Serbozid im „Unabhängigen Staat Kroatien“ 1941–1945. Kai Homilius Verlag, Berlin 2012, gebunden, 371 Seiten, 24,80 Euro

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