© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/12 11. Mai 2012

Grüße aus Bozen
Alles in Grün-Weiß-Rot
Hans Gernheim

Bozen ist derzeit Bolzano, man kann es nicht anders nennen. Die Stadt ist übersät mit Tausenden italienischer Fahnen, die als Girlanden die Straßen schmücken, aus den Bars und von den Balkonen in den italienischen Vierteln grüßen und bei den deutschen Boznern für Kopfschütteln und bisweilen Verstimmung sorgen.

Der Grund liegt in der „85. Adunata degli Alpini“, dem Veteranentreffen der italienischen Gebirgsjäger. Dieses Treffen mit bis zu 300.000 Teilnehmern wird vom 11. bis 13. Mai 2012 in Bozen stattfinden und sorgte bereits im Vorfeld für Spannungen zwischen den Volksgruppen.

Die Organisatoren des Alpini-Aufmarsches beteuern, daß es sich nicht um eine italienische Machtdemonstration handeln würde, vielmehr stünden die Friedenseinsätze und die Katastrophenhilfe einer traditionsreichen Einheit des italienischen Heeres im Mittelpunkt. Außerdem würden die Befindlichkeiten der deutschen Südtiroler respektiert und jede politische Kundgebung unterbunden.

Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) hat bereits angekündigt, auf der Ehrentribüne anwesend zu sein. So weit, so gut – nur fragt sich der deutsche Südtiroler, weshalb der Schützenaufmarsch vom vergangenen April von Landeshauptmann und Südtiroler Presse derart heftig kritisiert wurde, während über den pharaonischen Alpini-Marsch nur positiv berichtet wird.

Hinzu kommt, das die Tageszeitung Alto Adige – seit jeher ein Kampfblatt für die behauptete „Italianità“ Südtirols – mit tollen Kommentaren gegen die deutsche Bevölkerung Bozens glänzt. So wird den deutschen Südtirolern schon mal empfohlen, nach Österreich auszuwandern oder die Ausweisung aller Schützen aus „Italien“ gefordert. Offenbar sehen gar einige Italiener das Veteranentreffen als Gelegenheit zu zeigen, wer Herr im Hause ist. Vorsorglich haben das österreichische Bundesheer und die deutsche Bundeswehr wissen lassen, keine uniformierten Soldaten aufmarschieren zu lassen.

Das hätte auch noch gefehlt – dem ehemaligen Kriegsgegner des Ersten Weltkrieges die Hand zu reichen mag ja angehen, dies aber in einer Stadt zu tun, die immer noch als die südlichste Stadt des deutschen Raumes gilt und die bis heute als „Kriegsbeute“ Italiens betrachtet wird, wäre ein Schlag ins Gesicht aller Südtiroler gewesen. Bleibt nur abzuwarten, ob der Alpiniaufmarsch dann auch so friedlich ablaufen wird, wie es die Organisatoren versprechen.

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