© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Faszinosum Max Weber: Klassiker der Kommunikationswissenschaften
Entzauberung der Medienwelt
(dg)

Mehr als neunzig Jahre nach seinem Tod ist Max Weber populärer denn je. Vielen, so der Hamburger Medienwissenschaftler Siegfried Weischenberg, gelte er als bedeutendster Sozialwissenschaftler überhaupt und sei gewiß Deutschlands wichtigster „Exportartikel“ auf dem Feld der Gesellschaftstheorie (Medien&Kommunikationswissenschaft, 2-2012). Die international hyperaktive Weber-Forschung habe eine unüberschaubare Flut an Sekundärliteratur produziert, unter der allein die englischsprachigen Titel die 5.000er-Grenze erreicht hätten. Trotzdem gebe das „Faszinosum Max Weber“ zukünftiger Forschung noch viel Raum. So sei bislang unbekannt, daß Weber auch den Anspruch auf den Titel eines „Klassikers der Kommunikations- und Medienwissenschaften“ erheben dürfe. Und zwar allein für seinen Plan einer „Presseenquete“ auf dem Ersten Deutschen Soziologentag (1910). Damit wollte er die Massenmedien erforschen, ihre Finanzierung, die Nachrichtenbeschaffung, Tendenzen der Berichterstattung, ihren „Amerikanismus“ oder die Meinungslenkung. Ziel war die „Entzauberung der Presse“ und ihrer mentalitätsprägenden Macht. Dieses gescheiterte Unternehmen sei von der um 1920 enstandenen, theoretisch wie empirisch gleich anspruchslosen „Zeitungswissenschaft“ aber zu ihrem und zum Schaden der Journalistenausbildung nie wieder aufgegriffen worden.

www.m-und-k.nomos.de

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