© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

„Der Euro-Crash kommt“
Krisenanalyse II: Die meisten Anlageprodukte befördern in Wahrheit den Vermögensabbau
Marco Meng

Vor zwei Jahren warnte Michael Grandt vor dem „Crash der Lebensversicherungen“ und entlarvte unter geharnischtem Protest der milliardenschweren Branche deren Lüge von der angeblich sicheren Vorsorge. Inzwischen ist der Garantiezins von 2,25 auf 1,75 Prozent abgesenkt worden – er liegt damit weit unter der Inflationsrate. Nur Abschlußprovisionen und Verwaltungsgebühren fließen weiter reichlich. In seinem neuen Buch warnt Grandt vor dem „Euro-Crash“ – es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Währungsunion, wie wir sie kennen, nicht mehr existieren wird. Grund genug, sich darüber Gedanken zu machen, wie man sein Erspartes durch die Krise rettet.

Grandt erläutert zunächst wichtige finanz- und wirtschaftspolitische Hintergründe, er gibt Tips im Umgang mit Finanzberatern und beleuchtet dann die traditionellen Kapitalanlagen wie Lebensversicherungen, Bausparverträge, Aktien, Fonds und Sparbücher. Erschreckend sind die Zahlentabellen, die das Volumen der „außerbörslichen Finanzderivate“ zeigen, welche seit den neunziger Jahren auf das mehr als 300fache explodiert sind. Dabei räumt Grandt mit dem Irrtum auf, man könne sich seine Schulden in einer Inflation leicht vom Hals schaffen. Oder man könne sich in vermietete Immobilien retten: „Wußten Sie, daß unser Grundgesetz eine Enteignung zuläßt und daß Lebensversicherungen tickende Zeitbomben sind? Daß das Sparbuch nicht sicher ist? Daß die meisten Anlageprodukte dem Vermögensabbau dienen?“

Er analysiert Investments wie Edelmetalle, Rohstoffe oder Holz. Allerdings ist das Kapitel „alternative Anlagen“ etwas ausschweifend; die Beschreibung des „Seltene Erden“-Metalls Hafnium dient kaum jemandem, der sein Erspartes durch die Krise bringen will. Hier merkt man, daß sich der Autor darum bemüht hat, möglichst viel zusammenzutragen. Eine Konzentration auf wichtige Schwerpunkte hätte dem für Laien gedachtem Buch besser getan. Auch Allgemeinplätze wie „Verkaufen Sie Aktien nie in Panikstimmung!“ sind wenig hilfreich. Andererseits kann das Buch Einsteigern in die Thematik eine erste Entscheidungshilfe bieten.

Und Grandt drückt sich auch nicht vor klaren Aussagen: „Deutschland hat nicht vom Euro profitiert“, schreibt er. Und: „Der Euro trennt mehr, als er zusammenbringt.“ Lobenswert sind die vielen anschaulichen Beispiele, die der Autor bringt, sowie das umfangreiche Quellenverzeichnis und die Literaturempfehlungen am Ende des Buches.

Michael Grandt: Der Euro-Crash kommt. Kopp Verlag, Rottenburg 2011, gebunden, 320 Seiten, 19,95 Euro

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