© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/12 27. April 2012

Haltungsnote
Ein Herz für Vollzeitmütter
Christian Schwiesselmann

Mütter, die ihr Tagewerk ganz und gar der Aufzucht ihrer Kinder widmen, sind das erklärte Feindbild einer eigenwilligen Allianz aus Wohlfahrtssozialisten, Feministen und führenden deutschen Wirtschaftsfunktionären. Diese polemisiert heftig gegen das im schwarz-gelben Koalitionsvertrag vorgesehene Betreuungsgeld, das als „Herdprämie“ alte Rollenmuster festschreibe und besser in staatliche Krippenplätze investiert werden sollte. Hubert Gindert hält wacker dagegen. Der Vorsitzende und Sprecher des Forums Deutscher Katholiken ist ein glühender Befürworter des Betreuungsgeldes: „Wir brauchen das Betreuungsgeld der Kinder, der Eltern und der Gesellschaft wegen“, forderte der 78jährige im Interview mit der Netzzeitung Die Freie Welt.

So bräuchten die Kinder „emotionale Bindung und das lebenswichtige Urvertrauen“; die Mütter eine Ausbruchsmöglichkeit aus der „ausbeuterischen Doppelbelastung von außerhäuslicher Arbeit, Haushalt und Erziehung“; und die Gesellschaft eine „psychisch und physisch belastbare nächste Generation“. Wenn man wirklich Wahlfreiheit zwischen berufstätigen und Vollzeitmüttern schaffen wollte, müßte man den Eltern den vollen monetären Ausgleich für die Kosten eines Kitaplatzes zahlen – 1.200 Euro –, errechnete der Ökonom.

In einer Erklärung rief er die Bürger auf, „der Ideologie der Kollektiver­ziehung in Kitas im Interesse unserer Kinder zu widerstehen“. Hinter den Gegnern des Betreuungsgeldes vermutet der ehemalige Hochschullehrer, der bis 1998 Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Augsburg lehrte, „Ideologie und kapitalistisches Denken ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen“. Linke, Grüne, Piraten, Teile von SPD und CDU strebten die „Lufthoheit über Kinderbetten“ an, um „gefügige Mitläufer“ zu schaffen.

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